Leben mit Baby,  Leben mit Kind

Eingewöhnung in den Kindergarten – Tag 5

Heute war der große Tag, heute sollte es zur ersten “Trennung” in der Eingewöhnung kommen. Und ja, was soll ich sagen? Ungünstiger hätte der ganze Morgen schon nicht laufen können, da war es schon fast klar, dass es in einer Katastrophe endet. Wobei Katastrophe wahrscheinlich übertrieben ist, denn Rebekka hat ganz normal auf die Trennung reagiert. Aber lest selbst…

Heute morgen…

…war Rebekka 20 Minuten vor Wecker klingeln wach. Zu früh, um aufzustehen, aber zu spät um noch weiter zu schlafen (was hieß wir waren alle müde, weil sie natürlich gleich Hanna wachgeschrien hat)

…sind wir dann extra früher aufgestanden (um dann durch Hannas Bummelei 10 Minuten später als sonst loszukommen)

…hatte ich extra schon alle Sachen heraus gesucht, damit es schneller geht (und Rebekka sich natürlich komplett vollmatscht)

…war Hanna so müde, das Fahrradfahren gar nicht ging und sie einfach alle 2 Minuten Pause brauchte (was dazu führte, dass ich wegen des Zeitdrucks irgendwann maulig wurde, was dazu führte, das Hanna den Tränen nahe war, weil sie “nicht extra langsam macht”)

…durfte Hanna die Begrüßung und den Morgenkreis in Rebekkas Gruppe mitmachen, da sie in den letzten Tagen so oft vorbei kam, dass die Betreuer ihre Neugierde mit einmal befriedigen wollten (was dazu führte, dass Hanna etwas überrumpelt in der Ecke stand, denn immerhin sind Raum, Spielzeuge und Kinder auch “neu” für sie und sie wusste nicht so recht wohin mit sich)

So sind wir also in die Eingewöhnung gestartet. Und auch wenn Rebekka wieder ein stückweit besser mitgemacht hat, als gestern, war sie sehr weinerlich. Woran es nun lag, keine Ahnung. Wahrscheinlich eine kunterbunte Mischung aus dem Morgen, dem 4. Backenzahn und dem täglichen Stress der Eingewöhnung.

Rebekkas Betreuerin wollte die Trennung dennoch gerne probieren und wir haben einfach nach dem Frühstück auf eine günstige Situation gewartet. Rebekka hat tatsächlich etwas gespielt, mich aber zwischen durch häufig gesucht. Natürlich wurde sie heute besonders viel geschubst, hat sich den Kopf am Tisch angehauen und ist ständig gestolpert, weshalb sie oft mit Tränen in den Augen zu mir kam (hätte ja auch keinen besseren Tag geben können).

Die Trennung

Sie hat sich mit an den Tisch gesetzt und mit ihrer Betreuerin gemalt. Wirklich lange und freudig. Das war die Situation, jetzt oder nie. Also bin ich zu ihr und habe ihr, wie zu Hause auch, gesagt, dass ich wirklich dringend auf die Toilette müsse und da sie gerade so schön malt könne sie ja hier mit ihrer Betreuerin bleiben und weitermalen. Sie dreht sich zu mir, schaut zweifelnd, dreht sich dann aber zum Tisch und malt weiter. Puh! Also bin ich raus, hab aber da schon ihren Protest gehört. Da die Gruppe eine Glastür besitzt musste ich tatsächlich aus dem ganzen Areal raus, damit es glaubwürdig bleibt und so habe ich nicht mitbekommen, wie Rebekka reagiert hat. Ich war kurze Zeit draußen, kam wieder rein und sah sie schon an der Tür sitzen und wüten.

Sie war so unglaublich wütend. Ich kam rein und sie hat sich von mir trösten lassen, ist mir gleich um den Hals gefallen, aber ich habe ihre Wut gespürt. Wir sind gleich im Anschluss gegangen und es hat tatsächlich fast 1 1/2 Stunden gebraucht, bis sie sich wieder beruhigt hat! Zu Hause war sie so uuuunglaublich wütend, ich durfte sie nicht hochnehmen, sie wollte sich nicht von mir beruhigen lassen, die Situation war so neu und deshalb unglaublich schwierig für mich. Natürlich, weil ich es von Rebekka auch noch nicht kenne, dass sie so stinkwütend auf jemanden ist. Zum Glück erkenne ich die Anzeichen für Wut bei ihr relativ leicht, sonst wäre ich wohl noch ratloser gewesen.

Zurück im Kindergarten, um Hanna zu holen habe ich das ganze nochmal mit Rebekkas Betreuerin besprechen können, was mir auch sehr geholfen hat. Die Wut ist eine natürliche Reaktion auf die Situation, was auch Sinn ergibt. Rebekka ist neu in einer Umgebung und ich begleite sie. Nun beschließe ich zu gehen. “Kurz” kann sie nicht einschätzen, sie sieht nur das ich gehe, obwohl sie das nicht möchte. Wut. Sie hat keine Angst, dass ich nicht zurückkomme, oder sie verlasse, oder ähnliches, was Trauer hervorgerufen hätte. Sie war wütend, dass ich die Situation bestimmt habe (obwohl es eigentlich “ihre Situation” war, sie war wütend, dass sie kein Mitspracherecht hatte, dass sie so davon überrumpelt wurde. Ein Zeichen für eine sichere Bindung, übrigens. Immerhin etwas, nach dieser wirklich komischen Situation heute.

Nun habe ich natürlich etwas Respekt vor morgen, den geplant war eine langsame Ausdehnung der Zeit, die ich weg bin. Da Rebekka nicht auf den Kopf gefallen ist, wird sie den Braten lange vorher riechen und mir auf den Schoß springen schätze ich. Also heißt es: entspannen, die Situation so nehmen wie sie kommt und dem Kind (und sich) vertrauen! Sie schafft das, ich schaffe das, eine Trennung ist ein großer Schritt, aber ein guter, immerhin führt er wieder ein stückweit in ihre Unabhängigkeit.

Druck, Erwartung und das böse Stressmonster

Noch ein kleiner Einwurf, denn das ist mir heute besonders aufgefallen: es ist wirklich sonderbar, wie sehr sich Druck und Erwartung auf uns ausüben! Nachmittags gehen wir beide, also Rebekka und ich, Hanna vom Kindergarten abholen. Das läuft eigentlich immer gleich ab, außer es regnet in Strömen: Wir gehen durch das Tor, sehen Hanna schon irgendwo im Garten herumlaufen und Rebekka geht entweder zu Hanna, oder (was wahrscheinlicher ist) sie steuert direkt auf das Trampolin zu, ich ziehe ihr Schuhe aus und sie hüpft drauf. Da ist Hanna auch schon meistens bei uns und springt mit (meist auch Hannas Freunde). Ich sage dann beiden Mädels Bescheid, dass ich Hannas Sachen zusammensuchen gehe. Und dann bin ich weg. Ich gehe rein. Gehe zu Hannas Fach, schaue, ob das Essen bestellt ist, ob es Briefe gibt, rede nochmal mit dem ein oder anderen und gehe dann wieder raus, ohne Eile und Hast.

Und Rebekka? Die hat damit absolut gar kein Problem, dass ich nicht erreichbar bin. Selbst wenn Hanna nicht mehr auf dem Trampolin, sondern dem Klettergerüst nebenan sind: kein Problem! Natürlich kennt Rebekka diese Situation schon, sie ist da quasi schon eingewöhnt. Aber heute zum Beispiel habe ich eine neue Aufgabe im Kindergarten übernommen und mich gleich ans Werk gemacht. Ich helfe in der Bibliothek aus und mache dort was so anfällt. Also habe ich Rebekka draußen an ihre Betreuerin übergeben, habe Hanna Bescheid gesagt, dass sie nun noch eine halbe Stunde spielen können. ich bin drin und…? Nichts! Ich bin gegangen und nichts ist passiert. Rebekka hat draußen gespielt und hatte kein Problem damit, dass ich gegangen bin. In dieser Situation gab es kein Druck und keine Erwartung an das “gute Ende”. Ich musste mich nicht stressen und genauso wenig Rebekka. Und es klappte ganz wunderbar.

Das ist also wieder eine Erinnerung daran, möglichst relaxed in die Eingewöhnung zu gehen, Sorgen beiseite zu schieben und alles einfach auf sich zukommen zu lassen (:

Bis morgen,

eure Jenny

2 Kommentare

  • Gesa

    Hallo Jenny,

    das ist spannend zu lesen! Beim Thema Kindergarten sind wir noch nicht, aber das Thema “Erwartungen” kennen wir auch. Es ist schon bemerkenswert, wie man als Mutter/Erwachsener solche Erwartungen unausgesprochen an das Kind weitergibt und damit eine Reaktion provoziert. Aber es ist natürlich auch schwierig, auf Kommando “Entspannt” zu sein. Ich drücke die Daumen für morgen!

    Vielleicht hast Du ja Lust, an meiner Blogparade zum Thema „Draußenzeit trotz Novembergrau?“ teilzunehmen?

    https://gesasgrossesglueck.wordpress.com/2017/10/11/blogparade-draussenzeit-trotz-novembergrau/

    Ich würde mich sehr freuen, von Dir etwas dazu zu lesen!

    Viele Grüße,
    Gesa

    • Berggeschwister

      Hallo Gesa,
      tatsächlich finde ich es auch bemerkenswert. Vor allem, weil man immer meint, dass Kinder noch “nichts” können, alles erst lernen müssen. Dabei sind sie so unglaublich sensibel und bekommen shcon so viel mit. In solchen Situatioen, wie der Eingewöhnung, dann zu viel 😀 Denn auf Kommando Entspannt sein ist wirklich schwer! Da hilft nur Tief durchatmen udn Vertrauen haben (:
      Gerne schaue ich bei der Blogparade vorbei!
      Viele Grüße,
      Jenny

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