Studieren mit Kind – Zwischen Windeln und Bibliothek
Ich habe es geschafft. Am vergangenen Montag habe ich meine Masterarbeit abgegeben und damit den letzten Schritt zur Beendigung meines Studiums gemacht. Und so gerne ich Studentin war, freue ich mich auf diesen neuen Lebensabschnitt, der nun beginnt. Ich habe mir die letzten Tage sehr viele Gedanken um die vergangene Zeit, um das Studium mit und ohne Kind gemacht und möchte sie hier gerne mit euch teilen, euch erzählen, wie es für mich war erst mit einem Kind und dann mit zwei Kindern zu studieren. Denn wie ich finde, sollte dieser Schritt wohl überlegt sein.
Von der Vollzeitstudentin zur Mama
Eigentlich wollte ich nie studieren und bis kurz nach dem Abi hät ich tatsächlich auch nie gedacht, dass ich es mal tun werde. Noch viel weniger dachte ich, dass es mir so sehr gefallen würde. Aber ganz egal ob Studium oder Ausbildung, alles ändert sich, wenn man mittendrin ein Kind bekommt! Deshalb erzähle ich euch heute mal, wie es für mich war, vielleicht kann ich so dem ein oder anderen helfen, der sich gerade in der gleichen Lage befindet.
Hanna habe ich im Bachelor bekommen, kurz vor Schluss. Ich hatte das vorher nicht geplant, á la: “erst mal anfangen und dann gleich schwanger werden” aber ich fand es gut. Ich wollte immer eine relativ junge Mutter sein und sah in der Situation eine riesige Chance: durch das Studium konnte ich sehr viel Zeit mit meinem Kind verbringen! Ich habe direkt nach der Geburt weiterstudiert, aber dadurch, dass ich mir meine Vorlesungen (und ja eigentlich alles) selber suchen konnte, waren wir sehr flexibel. Unser Papa war offiziell mit Hanna zu Hause in Elternzeit, und ich hatte auch viel Zeit mit ihnen. Es war wirklich wirklich schön und ich möchte diese Zeit um nichts in der Welt missen.
Aber natürlich hat das ganze auch eine andere Seite. So musste Hanna genau zwei Tage nach Anmeldung meiner Bachelorarbeit ins Krankenhaus. Sie hatte sich den gesamten Unterarm verbrannt und es sah wirklich übel aus. Ich war erst eine Woche mit ihr im Krankenhaus, dann musste Hanna rundum zu Hause betreut werden, durfte (im Sommer!) einen Monat nicht in Sand, Schmutz oder Wasser. Das war ein Spaß sage ich euch.
Und dabei sollte ich meine Bachelorarbeit schreiben. Ich bin permanent zwischen meinem Praktikumsplatz, den ich zur gleichen Zeit auch noch hatte, Hanna und der Bibliothek hin und her gerannt. Aber es war machbar. Natürlich war es anders, als als ich “nur” Studentin war, da braucht man sich gar nichts vormachen. Ununterbrochen in der Bibliothek hocken ging nicht mehr, jeden Tag bis tief in die Nacht schreiben ging auch nicht mehr. Arbeiten, wenn man gerade einen Motivationsschub hatte, gerade etwas super tolles und passendes eingefallen war, war auch nicht mehr drin, weil so funktionieren Kinder einfach nicht. Wenn man los will, dann wollen sie erst mal gedrückt werden – eine Stunde lang. Wenn man gerade einen Text angefangen hat, dann drückt auf einmal der Zahn ganz arg.
Also es war anders, studieren mit Kind. Aber es war so unfassbar schön, so viel Zeit mit Hanna, aber auch als Familie in den ersten Jahren verbringen zu können, dass ich es nicht anders machen würde (weil ich mir schwer vorstellen kann, dass es viele Berufe gibt, in denen man SO flexibel ist).
Studieren mit zwei Kindern
Mit einem Kind noch schön und gut, aber wie ist es mit zwei Kindern zu studieren?
Ich habe nahtlos angefangen den Master zu studieren. Also Ende September aus der Uni und Mitte Oktober wieder rein. Der Master ist kürzer und Hanna war zu der Zeit auch schon 3, also es ist auch einfacher gewesen nebenbei etwas anderes zu machen. Sie wurde Fremdbetreut und das Studieren wieder einfacher.
Aber in mir kam der Wunsch nach einem zweiten Kind auf. Ich wollte schon immer zwei Kinder und ich fand, dass der Abstand langsam zu groß wurde. Ich wollte noch ein Kind und zwar relativ schnell. Und tatsächlich wurde ich auch relativ schnell schwanger. Mitten im Master. Ich habe es geschafft noch schwanger alles zu beenden, was ich an der Uni erledigen musste, bis auf die Masterarbeit. Ich hatte im Kopf, wie “easy peasy” das Studieren mit einem Kind war und dachte mir, das wird schon irgendwie.
Wir sind umgezogen, von Thüringen nach Bayern, zum Arbeitsplatz von unserem Papa, aber ich war trotzdem viel alleine mit Hanna, schwanger. Rebekka kam zu früh und unter wirklich anderen Umständen (ich hatte euch hier schon von der Alleingeburt berichtet) von denen ich mich erst mal erholen musste. Und dann verging die Zeit und verging und es wurde immer schwieriger. Ich ging noch in der Schwangerschaft in Elternzeit, die sich imemr mehr verlängerte, einfach weil weiterstudieren nicht ging.
Studieren mit zwei Kindern ist schon nochmal eine andere Hausnummer, vor allem, wenn man fast immer mit ihnen allein ist. Wir haben ja leider hier keine Familie, unser Papa viel beruflich unterwegs. Ich war keine Studentin und Mama mehr. Ich war eine Mama, die probierte irgendwie so gut wie möglich nebenbei zu studieren.
Umso stolzer bin ich natürlich, dass ich es geschafft habe. Die Umstände werden ja (trauriger Weise) nirgends vermerkt, aber ich für mich weiß, dass das definitiv nicht mehr easy peasy war.
Und das sage ich auch jedem so: Studieren mit Kind kann ganz toll sein! Man hat Zeit, man ist flexibel, an den richtigen Unis bekommt man auch sehr viel Unterstützung (die Uni Jena, an der ich studiert habe zum Beispiel ist ganz ganz wunderbar auf Familien ausgelegt!), aber am Ende braucht es ein Unterstützungsnetzwerk. Ich hatte das zuerst in unserem Papa und in Freunden, Nachbarn. Als das nach unserem Umzug weg war, war es nicht mehr so leicht, ich war größtenteils alleine für die beiden Mädels zuständig. Natürlich wurde Hanna betreut, aber selbst dann ist es schwierig, denn Kinder haben Ferien, werden krank, brauchen ihre Eltern.
Würde ich es mit dem Wissen jetzt anders machen? Ne, es war gut so wie es war! Was hätte die Situation aber mehr verbessert? Mehr Unterstützung (zum Beispiel dann doch Seitens der Uni: die Unterstützungsangebote beziehen sich ja fast ausschließlich auf die Uni selber, nicht auf den Umstand, dass man Elternteil ist) und klarere Richtlinien für studierende Eltern (Studenten in Elternzeit werden gar nicht gerne gesehen – zum Beispiel mit meiner Krankenkasse musste ich sehr kämpfen um die drei jahre Elternzeit, die ich mir bei Rebekka genommen hatte – weil ich musste).
Das waren meine Erfahrungen zum Thema Studieren mit Kind. Vielleicht habt ihr ja ganz andere Erfahrungen gemacht? Oder steht gerade erst vor der Entscheidung? Dann freue ich mich über einen Kommentar von euch (:
Liebe Grüße,
Jenny