Familienalltag,  Leben mit Baby

Geburtsbericht – unsere ungeplante Haus- und Alleingeburt

Diese Geburt war ganz speziell. Wenn ich meine Geschichte erzähle bekomme ich entweder anerkennende, oder mitleidige Blicke. Es war keine normale Geburt. Und es war keine normale Hausgeburt. Lange Zeit war ich wütend über die Umstände der Geburt und noch heute bin ich traurig, das ich meine wahrscheinlich letzte Geburt nicht so erleben konnte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber meine Tochter ist gesund und ich weiß, dass uns diese Geschichte auf eine ganz spezielle Weise von der ersten Sekunde ihres Lebens verbindet.

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Vor der Geburt

Wenn ich an die Geburt unserer zweiten Tochter Rebekka denke, so muss ich sofort an den Montag, genau eine Woche vorher denken.

Da wusste ich es irgendwie. Ich wusste, dass es bald soweit ist. Ich weiß nicht, was es genau war, ich weiß nicht, was mir die Gewissheit gab, aber es war so. Das Problem war, dass meine Schwiegermutter, die seit zwei Wochen bei uns war und mich rund um die Geburt unterstützen wollte, krank war, Hanna das Wochenende Fieber hatte und ich nicht genau wusste, was ihr fehlt und unser Papa schon anrief, und mir sagte, dass er früher von Arbeit zurück kommen musste (er war die Woche über außer Landes), weil er eine ziemlich heftige Mandelentzündung hat. Also alle krank und der Zeitpunkt war denkbar schlecht. Ich hatte gehofft, dass das Baby irgendwie merkt, dass es besser wäre noch zu warten, aber ich war mir sicher, dass das nicht passieren würde. Am Mittwoch habe ich es unserem Papa gesagt, weil ich mir immer noch sicher war und er immer noch krank. Irgendwie mussten wir das hinbekommen, er konnte ja schließlich nicht mit Fieber in den Kreißsaal.

In der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag habe ich mich dann bestätigt gefühlt. Um 2 Uhr bin ich mit leichtem Ziehen im unteren Bauch- und Rückenbereich wach geworden. Natürlich nichts besonderes, wenn man schwanger ist, aber ich konnte tatsächlich bis dahin jede Nacht durchschlafen (was für ein Segen!!), musste nachts nicht mal auf Toilette, von irgendwelchen Schmerzen oder Wehwehchen ganz zu schweigen. Und da wurde ich diese Nacht um 2 Uhr wach. Bei Hanna bin ich ab 4 Tage vor der Geburt jede Nacht um 2 Uhr von einem leichten Ziehen im unteren Bauch aufgewacht, nach 1 bis 2 Stunden war dieses aber immer wieder weg. Und nach 4 Tagen war unsere erste Tochter geboren. Also war ich mir sicher, dass geht auch diesmal keine Woche mehr!

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Donnerstag, also am nächsten Morgen, hatte ich einen CTG Termin. Wie ich da so lag und die ersten Linien, oder eher Kürvchen, sichtbar wurden, dachte ich mir: das sieht aber nicht mehr so ganz entspannt aus. Die Schwester wollte sich nicht dazu äußern, als ich meinte, das sind doch leichte Wehen oder?, sondern sie Lächelte nur. Ich wurde dann doch noch zur Ärztin rein geschickt und durfte das volle Programm durchlaufen (was seit meiner frühen Wehen jede Woche bis jede zweite Woche aus CTG, Blutabnahme, Gewicht, Blutdruck, Gespräch und CTG Auswertung, Plazenta- und Gebärmutterhalskontrolle bestand), obwohl das eigentlich nicht angedacht war. Bei der Auswertung  meinte die Ärztin nur, dass das Kind bestimmt erst auf Termin kommt und noch alles so zu ist, wie es sein soll. Als ich ihr erzählt habe, dass ich meine es kommt in den nächsten Tagen, hat sie nur abgewinkt. “Es soll mal drin bleiben und das wird es wohl auch machen, es sind ja immerhin noch 2 Wochen”. Ich meinte, dass alle Anzeichen für mich dafür sprechen, dass es dieses Wochenende so weit ist. Aber sie meinte nur, das ist sehr unwahrscheinlich und ich soll mir draußen gleich einen Termin bei der Vertretung geben lassen, da sie Urlaub hat. Ich habe um einen Termin gleich Anfang der Woche gebeten und einen für Montag bekommen. So bin ich aus der Praxis raus, obwohl ich mir sicher war, dass ich diesen Termin nicht brauchen würde.

Es war weiterhin alles ruhig. Das einzig komische, das ich von Hanna her nicht kannte und daher nicht ganz einordnen konnte, war ein wasserähnlicher Ausfluss. Erst nur in der Nacht, dann ab Freitagnachmittag aber anhaltend. Es lief einfach aus mir raus. Ich hatte nicht das Gefühl, das es Fruchtwasser war, aber erklären konnte ich es mir auch nicht. Also haben wir Freitagabend in der Klinik angerufen und die meinten natürlich lieber vorbeikommen und kontrollieren lassen. Also sind wir hin (mit der Kliniktasche, man weiß ja nie). Genau dort hat sich das Ganze geändert und es war klar, dass der Schleimpfropf dabei war abzugehen. Also kein Fruchtwasser. Das CTG zeigte ein paar Wehen, die habe ich auch gemerkt, aber nichts Dramatisches. Ultraschall auch unauffällig. Gewundert hat sich die Hebamme, warum wir zu so einer Untersuchung schon die Kliniktasche mitbringen. Ich habe ihr erklärt, dass ich das Gefühl habe, dass es bald losgeht und lieber einmal alles mitschleppe, als doppelt zu laufen. Ich möchte jetzt nichts in ihren Blick rein interpretieren, aber es war deutlich, dass sie das für völlig unnötig hielt. Auch die Ärztin meinte, das Kind wird seine zwei Wochen schon noch brauchen. Also sind wir wieder heim. Am nächsten Tag, Samstag, habe ich meine Familie und Freunde abtelefoniert, weil ich meinte, dafür wohl bald nicht mehr so viel Zeit zu haben.

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Der Tag der Geburt

Am Samstagabend habe ich das erste wirkliche Ziehen bemerkt. Für mich war klar, dass es bald losgeht, also habe ich Essen gekocht, wir haben noch gegessen, damit ich dann nachts kein Hunger bekomme, ich bin duschen gegangen und dann haben wir in der Klinik angerufen. Die Abstände waren sehr unregelmäßig, was ich sehr komisch fand. Angefangen hatten sie beim Abendessen mit 10 Minuten und sehr kurzen Wehen, dann ging es nach dem Duschen runter auf 6 Minuten. Und dann waren es mal 6 Minuten, mal 12, mal 4 Minuten. Das habe ich beim Anruf gesagt und die Hebamme meinte, dass es für sie nicht so dramatisch klingt, sondern eher nach Übungswehen. Irgendwie musste ich ihr zustimmen, aber irgendwie fühlte es sich auch schon sehr ernst an. Aber wir haben abgewartet. Ich war hin und her gerissen, weil ich ja wusste, dass es bei Hanna dann mit einmal auch schnell ging (die Wehen gingen in einem Schlag von 10 Minuten auf 3 Minuten runter, dann sind wir natürlich gleich ins Krankenhaus und da ging es dann ja weiter). Aber andererseits wollte ich nicht nochmal „grundlos“ in die Klinik. Irgendwann hatte ich das Warten satt, da haben wir beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Es war schon 1 Uhr nachts, aber ich wusste, dass ich so eh nicht schlafen konnte. Also sind wir los und die Wehen wurden schlagartig mehr und stärker. Alle 2 Minuten hatte ich sie dann über den gesamten Spaziergang. Also haben wir wieder in der Klinik angerufen, aber die Hebamme meinte, dass es typisch ist, dass bei „Belastung“ die Wehen mehr werden, für sie spricht das immer noch nicht für einen wirklichen Geburtsanfang. Ich sollte mich ins Bett oder die Wanne legen, wenn die Wehen dann wieder weniger wurden, dann waren sie immer noch nicht „echt“. Also hab ich mich hingelegt und die Wehen haben tatsächlich kurz abgenommen. Aber nur kurz, dann hatte ich alle 2 Minuten Wehen von etwa einer Minute Länge. Da war es mir dann egal, was die Hebamme am Telefon meinte, ich habe meine Sachen geschnappt und wir sind gegen 2 Uhr ins Krankenhaus gefahren. Die Fahrt war schon echt unschön, erträglich, aber echt unschön. Angekommen, fragte die Hebamme gleich, warum wir wieder die Tasche mitgebracht hätten. Also ganz klar: für mich stand fest, dass das hier kein Spaß ist! Aber die Untersuchung ergab: Muttermund zu, Köpfchen nicht mal im Becken. „Das wird der Geburtstermin und nicht diese Nacht“, bekam ich wieder zu hören. Aber ich wurde nochmal ans CTG angeschlossen. Und? Nichts! Es waren keine Wehen sichtbar. Nichts. Etwas enttäuschend, vor allem, weil die Hebamme immer wieder meinte, dass es mir auch an der falschen Stelle zieht. „Wehen“ im Unterbauch sind nie echte Wehen. Es muss oben ziehen. Ich muss sagen, ich war enttäuscht, aber auch sehr verunsichert. Es war meine 2. Geburt und natürlich war mir klar, dass die beiden Geburten komplett unterschiedlich verlaufen konnten. Aber die Anzeichen, die Schmerzen waren die gleichen! Tief in mir wusste ich, dass mein Kind auf die Welt kommen wollte, aber durch die Hebamme habe ich mich verunsichern lassen. Sie hat in ihrem Leben schon so viele Geburten begleitet, ich erst eine, also kam es mir in diesem Moment wahrscheinlich vor, dass ich mich einfach täuschte in meinen Gefühlen.

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Sie wollten mich nicht da behalten, also mussten wir wieder gehen. Da das Taxi 20 Minuten gebraucht hätte, haben wir beschlossen zu laufen und es war die Hölle. Ich habe am Anfang gedacht ich schaffe das, aber ich konnte keine 100 Meter am Stück laufen, bevor wieder eine (angeblich unechte) Wehe kam und ich veratmen musste. Einmal wollte ich cool sein, und den Fußgänger, der uns entgegenkam nichts vorhächeln, also bin ich, als die Wehe kam, einfach weiter gelaufen. Böööser Fehler! Die Wehe hat mich richtig erwischt und ich konnte nur losheulen. Bei allen weiteren Wehen haben wir also angehalten und veratmet.

Die Geburt

Als wir nach gefühlten 100 Stunden zuhause angekommen sind, etwa gegen 3 Uhr nachts, waren wir uns nicht sicher, was wir machen sollten, aber angesichts der Lage haben wir alle probiert uns hinzulegen. Wir waren uns nicht sicher, was das Ganze war, also haben wir gesagt, dass unser Papa probiert zu schlafen und ich das irgendwie probiere auszuhalten, so dass wenigstens einer morgen früh halbwegs fit ist und dann alles übernehmen kann, wenn entweder diese grauenvollen Schmerzen weitergehen, alles vorbei ist und ich einfach nur schlafen möchte, oder die Geburt losgeht. Wenn es schlimmer wird, würde ich ihn wecken. Also lag ich im Bett, mit einer Wärmflasche am Rücken und habe vor mich hin veratmet. Wenn ich daran zurückdenke natürlich keine schöne Erinnerung, aber es konnte ja niemand ahnen (ach wartet, doch! Ich. Ich habs ja von Anfang an gesagt, war nur so doof, mich kurz verunsichern zu lassen!), wie das weitergeht. Die Wehen wurden nicht schlimmer, sondern blieben etwa auf dem gleichen Level, wie in der Klinik.

Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe einzuschlafen. Ich vermute, es waren nur ein paar Minuten vor Schmerz und Erschöpfung. Könnte aber auch länger gewesen sein, da ich die Uhr nicht mehr im Blick hatte, seit wir zu Hause waren. Aber ich bin wach geworden und wusste das Kind kommt jetzt. Ich habe eine Presswehe abgewartet um sicher zu sein, hab dann unseren Papa wach gemacht, der sich erst gemächlich anziehen wollte, bis er begriffen hat, dass jetzt JETZT heißt, und nicht demnächst im Krankenhaus. Also haben wir Krankenhaus und Rettungsdienst informiert. Der Mann am anderen Ende der Leitung war für meinen Geschmack etwas zu langsam. 4 Mal mussten sie fragen, wo wir nun wohnen (ist halt eine kleine Gasse, mit einem einigermaßen eigenwilligen Namen, aber es ist doch nicht unsere Aufgabe hier eine Wegbeschreibung abzugeben, vor allem nicht in so einer Situation). Ich habe die ganze Zeit im Hintergrund geschrien. Ich wünschte, ich würde zu den Frauen gehören, die da ganz locker weiter veratmen können. Konnte ich leider nicht. Ich habe geschrien. Und zwar durchgängig, solange die Presswehe anhielt. Also schrei ich im Hintergrund und der fragt erst mal seelenruhig, welche Woche ich denn bin und was es sonst so gibt. Da der Krankenwagen am Ende fast 20 Minuten zu uns gebraucht hat (für einen 10 Minuten Weg, in 20 könnte ich das normalerweise laufen!), haben die die Lage wohl nicht so ganz ernst genommen. Das scheint definitiv so ein Problem der hiesigen Klinik zu sein. Ich bin aufgestanden und herumgelaufen. Ich habe probiert mir etwas anzuziehen, aber kaum hatte ich alles an, ist die Fruchtblase geplatzt. Also alles wieder aus und dann habe ich es auch schon aufgegeben. Warum ich mich überhaupt anziehen wollte, weiß ich gar nicht genau. Ich bin zwischen zwei Wehen nochmal auf Toilette, Blase schön leer machen und dann bin ich planlos durch die Wohnung gelaufen, Hand zwischen den Beinen und etwas panisch, weil ich, obwohl ich eigentlich darauf eingestellt war, doch von der Situation überrascht war und mir die Schmerzen sehr viel stärker vorkamen, als bei der Geburt von Hanna (obwohl ich dort auch keinerlei Schmerzmittel bekommen hatte). Ich war heil froh, dass unser Papa einen kühlen Kopf behalten hat, mir Handtücher gereicht hat, den Weg durch den Flur für die Sanitäter freigemacht hat. Als ich letztendlich ins Schlafzimmer bin, weil ich gemerkt habe, das Kind möchte nun wirklich raus (es sind etwa 10 Minuten seit dem Aufstehen vergangen) habe ich mich hingesetzt, unser Papa hat mir Handtücher und Kissen gebracht und ist dann runter gerannt, um den Sanitätern Beine zu machen. Und in der Zeit, ausgerechnet als unser Papa gerade unten war, konnte ich nicht mehr anders und Rebekka kam mit einer Presswehe auf die Welt. Ich war total überrascht, denn bei Hanna habe ich etwa 4 Presswehen gebraucht, bis sie komplett draußen war, bei Rebekka hat eine genügt. Ich war unendlich dankbar, dass ich mich gerade vorher hingesetzt habe (nochmals ein Hoch auf die Intuition!).

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Da lag sie zwischen meinen Beinen und bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, kamen die Sanitäter in die Wohnung. Sie waren genauso überrascht wie ich zuvor und haben Rebekka sofort in Handtücher gewickelt. Das Krankenhaus hatte eine Hebamme verständigt, die noch kommen sollte. Deswegen wollten die Sanitäter nichts machen, weder die Nabelschnur abklemmen, noch die Nachgeburt holen. Die Nabelschnur war aber leider zu kurz, weshalb Rebekka bis zur Ankunft der Hebamme zwischen meinen Beinen, eingemurmelt in die Handtücher liegen blieb und schrie. Mir blutete das Herz, aber ich wusste in diesem Moment auch nichts anderes, als mich kurz zu erholen. Im Nachhinein habe ich mich natürlich geärgert, dass dieser Moment so lange war und ich nicht darauf bestanden habe, ohne die Hebamme weiter zu machen. Es war ja alles gut gewesen. Aber die Sanitäter waren auch sehr jung (etwa mein Alter) und sichtlich nervös und der eine definitiv überfordert mit der Situation. Die Hebamme kam nach etwa 5 Minuten. Von da an verlief alles mehr oder weniger so, wie man es erwartet. Das Baby wurde versorgt, wir haben sie angezogen, wieder in die Handtücher gewickelt und noch die Wärmflasche, die ich vorher benutzt hatte, dazugelegt. Ich wurde versorgt, das heißt die Nachgeburt geholt und eingepackt und ich transportfähig gemacht, was vor allem heißt: notdürftig angezogen. Eigentlich hätte ich gleich zu Hause bleiben können, aber da nach Hannas Geburt Plazenta- oder Eihautreste in meiner Gebärmutter verblieben waren und ich deshalb 2 Wochen nach der Geburt sehr starke Blutungen hatte und ins Krankenhaus musste, wollten wir alles gut kontrollieren lassen. Wir haben Hanna geweckt, die alles im Zimmer nebenan verschlafen hatte und sie durfte kurz vor unserem Aufbruch noch ihre Schwester kennenlernen.

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Im Krankenhaus musste ich genäht werden, weil ich leicht gerissen war und Rebekka wurde richtig gewogen, gemessen und untersucht. Da alles gut war, konnten wir dann irgendwann endlich auf ein Zimmer und die letzte Nacht Revue passieren lassen und Rebekka kennenlernen.

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Mein Eindruck nach der Geburt

Diese Geburt war ganz speziell. Es war keine normale Geburt. Und es war keine normale Hausgeburt. Ich habe mein Kind alleine bekommen. Und zwar so alleine, wie es nur geht. Und auch wenn ich vorher schon wusste, dass das natürlich möglich ist, war ich lange Zeit sehr sauer über das, was mir passiert ist. Ich wollte anfangs eine Hausgeburt, also das war es nicht. Es ist alles gut gegangen, Rebekka geht es gut, das war es auch nicht. Ganz einfach der Umstand, dass es der Fehler einer einzelnen Hebamme war, der mich gezwungen hat, mein Kind alleine zu bekommen, das hat mich sauer gemacht. Ich habe es mir nicht ausgesucht, sondern ich wurde gezwungen. Natürlich hätte ich im Krankenhaus darauf bestehen können, dass ich da bleibe, aber ich bezweifle, dass das etwas gebracht hätte. Und diese Hebamme kannte mich. Vom Abend davor und von dem Gespräch zur Geburtsanmeldung. Sie kannte meine Geschichte, sie wusste von meiner ersten schnellen Geburt in Beckenendlage. Keiner hat es in der Zeit im Krankenhaus, und ich lag immerhin 2 ½ Tage, geschafft sich bei mir für die Umstände zu entschuldigen. Oder irgendetwas anderes zu sagen, was darauf hindeuten könnte, dass sie einen Fehler gemacht haben. Immer wurde ich zum Helden der Station gemacht, jeder kannte mich, ich war „die Hausgeburt“, die alles so toll alleine gemeistert hat. Aber darauf hätte ich gerne verzichtet! Alles was sie sagten und überall, wo es nur möglich war, war vermerkte: ungeplante Hausgeburt wegen zu schnellem Geburtsverlauf. Von wegen. Ich habe immer wieder gesagt, dass es soweit ist, ich habe allen meine Geschichte und den Geburtsverlauf von Hanna erzählt, und trotzdem haben alle Beteiligten ihr *Lehrbuch „so wird es wohl laufen“ Wissen* über meine Meinung gestellt. Ich wurde von der Situation am Ende auch total überrascht und konnte die Geburt unserer zweiten Tochter leider nicht so bewusst erleben, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich musste mir darüber Gedanken machen, ob ich pressen soll oder nicht, ob die Sanitäter wohl bald kommen, oder wo man spontan zu Hause wohl am besten sein Kind bekommt. Im Nachhinein sagen alle, in der Wanne. Auf diese Idee bin ich gar nicht gekommen, dafür wäre aber in den 20 Minuten der Geburt auch keine Zeit gewesen.

Es ist schade, dass mir dieses besondere Ereignis dadurch kaputt gemacht wurde, dass ausgerechnet die Frau, die die Schwangeren unterstützen soll, dies nicht getan hat. Erst später ist mir aufgefallen, dass ich auch bei Hanna GAR KEINE Schmerzen im oberen Bauch hatte, sondern immer nur im unteren Bereich. Ich hatte also bei meinen zwei Geburten die Senkwehen direkt vor der Geburt und die eigentliche Geburt war extrem kurz. Also absolut gar nicht Lehrbuchmäßig. Auch ist schade, dass ich mich habe verunsichern lassen. Am Ende weiß man doch am ehesten, was das beste für einen selber ist und da hätte ich immer drauf hören sollen. Wie ich schon in meinem letzten Beitrag über die Rolle der Intuition beschrieben habe, finde ich es wichtig auf seine innere Stimme zu hören und vor allem während meiner zweiten Schwangerschaft habe ich ein besseres Körpergefühl entwickelt, und war mir bei vielem, was mich und mein ungeborenes Baby betrifft sicher(er als manche Ärzte). Dass ich ausgerechnet im Moment der Geburt, als ich mich am meisten auf mich hätte verlassen sollen, mich eher auf die Einschätzungen der Hebamme verlassen habe ist sehr ärgerlich und hat dazu geführt, dass ich im entscheidenden Moment unsicher war. Ich bin unheimlich froh, dass das keine Auswirkungen auf die Geburt und auf die Gesundheit von uns beiden hatte.

Deswegen möchte ich andere Frauen/ Schwangere nochmal dazu motivieren mehr auf ihr Bauchgefühl und ihre Intuition zu vertrauen! Es ist ja leider kein Einzelfall, dass Ärzte und Hebammen Fehlentscheidungen treffen. Bei uns ist zum Glück alles gut ausgegangen, aber nicht nur, dass einmal etwas nicht gut laufen kann, hilft es der Schwangeren auch nicht, wenn sie nicht ernst genommen wird. Wenn man unter der Geburt Angst hat oder verunsichert ist, kompliziert das nur die Situation und man ist verspannt. Ich war bei meinen beiden Geburten nicht angespannt oder verängstigt, aber ich wünschte, ich hätte mich auf diese besondere Situation (und das ist eine Geburt zu Hause wohl immer) vorbereiten können. Handtücher bereit legen, es mir gemütlicher machen, mich vorher informieren können, wie ich mich selbst bei der Geburt unterstützen kann, damit ich keine Verletzungen davon trage (denn dieser Part liegt ja sonst bei den Hebammen und daher habe ich mir darüber niemals Gedanken gemacht). Ich war davon überrumpelt worden, genau wie unser Papa, das man allein dafür verantwortlich ist ein Kind auf die Welt zu bringen. Und ich bin davon überzeugt, dass mir das niemals so gut gelungen wäre, wenn ich mich nicht voll auf meine Intuition und meinen Körper hätte verlassen können. Ich habe mich bewegt, als ich mich bewegen musste und mich hingesetzt, als das Baby definitiv heraus wollte. Ich habe den Kopf des Babys automatisch gestützt (darüber war ich sogar schon während der Geburt überrascht, dass ich die Bewegung meiner Hand zur Unterstützung des Köpfchens nicht bewusst steuern musste. Ich habe es einfach gemacht). Und ich hatte viel weniger Probleme mit der Atmung und dem Pressen, als ich es bei Hannas Geburt hatte, als mir die Hebammen die einzelnen Schritte und Techniken vorgegeben haben.

Das ist unsere Geschichte und sie darf gerne geteilt werden. Denn ich finde, so etwas sollte nicht passieren. Die werdende Mutter hat das Recht auf Unterstützung während der Geburt. Das jemand mitten in der Geburt vom Krankenhaus abgewiesen oder unzureichend betreut wird ist gewiss keine Seltenheit, wird aber leider viel zu selten öffentlich besprochen. Deshalb auch mein überausführlicher Bericht, es sollte darüber gesprochen werden, solche Erfahrungen sollten geteilt werden, damit es anderen Müttern nicht auch so ergeht und sie sich in solch einer Situation besser zu helfen wissen, als ich oder andere Mütter. Damit sie auf sich und ihre Intuition vertrauen und im Notfall lieber die Hebamme oder das Krankenhaus wechseln, als an sich zu zweifeln!

ich würde mich auch über eure Geschichten freuen, nicht nur wenn ihr ähnliches erlebt habt! Gerne als Nachricht oder als Kommentar. Hat euch eure Intuition während der Geburt geholfen? Oder wurde sie auch von Hebammen oder Ärzten übergangen? Schreibt mir gerne!

Bis dahin viele Grüße,

eure Jenny

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