Mein Alltag mit Kindern im zweiten Lockdown
Heute nehme ich euch mal wieder ein wenig mit durch meine Gedankenwelt. So gleich es auch derzeit in deutschen Wohnzimmern und Küchen wohl aussieht, so unterschiedlich sind trotzdem die einzelnen Familiensituationen. Ich zeige euch, wie es gerade bei uns steht, wie mein Alltag mit Kindern im 2. Lockdown ist meine Gedanken dazu.
Homeschooling
Im letzten Lockdown habe ich das ein oder andere Mal gesagt, dass das alles ganz schön locker ist. Das war einerseits gut, weil so sehr wenig Druck kam, aber andererseits wollte die Schule den Lehrplan trotzdem durchziehen. So war ich gefragt die Inhalte irgendwie an Hanna heranzutragen. Ich fand es nicht gut, dass ich mir ausdenken sollte, wie ich die Inhalte Hanna zeigen und verständlich machen sollte, war aber froh um die Freiheit, die es uns verschafft hat. Denn wirklich niemand hat kontrolliert, ob wir auch wirklich machen, was wir „sollten“. Natürlich nehmen wir die Bildung der Kinder sehr ernst, also haben wir auf unsere Art und in unserem Tempo die verschiedenen Inhalte durchgenommen.
In diesem Lockdown sieht es nun genau andersherum aus: Die Schule hat einen genauen Plan was wann wie ablaufen soll. So muss ich mir darum keine Gedanken machen, was mich natürlich in dieser Hinsicht befreit, allerdings verbindet die Schule das mit so viel Druck, dass es sich wirklich unangenehm anfühlt. Wir bekommen jeden Tag Tagesaufgaben, für jedes Fach des Stundenplans an diesem Tag, ausgenommen Sport, dass gibt es gar nicht mehr, Musik und Kunst werden in Wochenaufgaben abgehandelt.
Diese Tagesaufgaben sollen am jeweiligen Tag erfüllt werden, Ausreden, oder Entschuldigungen gibt es so gut wie keine. Natürlich wird nicht hart gegen die Kinder vorgegangen. Uns ist das Druckerpapier ausgegangen – you know what i´m talking about – und Hanna hat deshalb ein Arbeitsblatt nicht bearbeitet. Natürlich bekommt sie dafür keine Strafe, nicht mal wirklich Ärger. Wir Eltern bekommen dafür nette Nachrichten á la: sorgen sie dafür, dass ihre Kinder immer alles haben, kann ja nicht angehen, dass das jetzt lockerer werden soll, im Schulbetrieb muss ja auch alles gemacht werden! Hallo? Wie unrealistisch ist das bitte?
Das Ganze ist übrigens so ausgelegt, dass die Kinder komplett alleine arbeiten können. Also rein theoretisch habe ich mit dem Homeschooling nichts zu tun. Alles läuft über eine Onlineplattform – Aufträge, Kontrolle, Nachrichten und Videokonferenzen- mit der Hanna sich auch bestens auskennt. Auch die Aufgaben sind natürlich so gestaltet, dass die Kinder gut damit klarkommen. Und trotzdem funktioniert es nicht, dass die Kinder komplett allein den ganzen Vormittag lernen. Natürlich nicht, wann wurden sie denn darauf vorbereitet? Also ist es gut gedacht, funktionieren tut es trotzdem nicht.
Kleinkind Beschäftigung
Lange habe ich überlegt, ob das Wort Kleinkind Rebekka überhaupt noch gerecht wird. Sie ist vier – schon vier, oder noch vier? Richtig klein kommt sie mir nicht mehr vor, aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist, dass sie sich zwar mittlerweile allein beschäftigen kann, aber natürlich nicht stundenlang.
Was also mit ihr anstellen? Denn sie jeden Tag stundenlang vor den Fernseher zu setzen ist natürlich keine Alternative (wertfrei geschrieben). Also muss ich mir jeden Tag etwas für sie ausdenken. Und in diesem Punkt ist sie dann doch noch klein, denn großartig planen kann man das nicht. Natürlich kann ich ihr schmackhaft machen das Bild, was sie am Vorabend begonnen hat, am nächsten Tag weiter zu malen. Aber ansonsten kommt es stark auf ihre Stimmung an.
Warum gebe ich sie eigentlich nicht in die Notbetreuung? Anspruch hätte ich. Aber leider lohnt es für mich nicht wirklich mit dem weiten Weg (in diesem Punkt rächt es sich wirklich, dass ich den Kindergarten gewählt habe, der mir am meisten zugesagt hat und nicht den, der am praktischsten gewesen wäre).
Das Homeoffice
Das Homeoffice läuft. Nicht gut nicht schlecht, es läuft einfach. Ganz klar, weil es muss. Und das unter den oben genannten Bedingungen: Rebekka muss beschäftigt und Hanna beim Homeschooling unterstützt werden. Denn natürlich sind die Bedingungen gegeben, dass sie das alles auch allein hinbekommen, aber wenn wir realistisch sind wissen wir alle: nie und nimmer! Und so hangel ich mcih von Woche zu Woche, probiere verschiedene Strategien aus, um irgendwie über die Runden zu kommen.
Und genau so fühlt es sich leider auch an. Dieser auferzwungene Alltag soll einfach nur irgendwie überstanden werden, bis alles wieder vorbei ist. Wobei natürlich die Frage aufkommt, wann das wohl sein wird. Es drückt ganz schön die Grundstimmung von mir (und damit auch zwangsläufig den Kindern), wenn man jeden Tag einfach nur irgendwie überstehen möchte.
Worauf läuft diese Krise hinaus?
Und wisst ihr, was mich traurig macht? Was eigentlich der Auslöser für diesen ganzen Beitrag war? Denn natürlich kann ich euch darüber informieren, wie unsere aktuelle Situation ist. Mach ich ja auch hin und wieder auf Instagram. Aber tatsächlich waren es meine Gedanken zu dieser ganzen Situation. Denn sie ist nicht ganz einfach, gelinde gesagt. Mir fällt die Decke auf den Kopf, es sind zu viele Aufgaben mit viel zu viel Druck. Dazu diese miese Grundstimmung.
Was kann ich also tun?
Mir Hilfe suchen. Familie ist zu weit weg und jemand externes in der derzeitigen Situation schwierig. Würde ich, eben wegen dieser Situation, auch nicht wollen, auch wenn es ansonsten für mich in Frage kommt.
Besser planen, besser ausführen, besser alles. Ganz ehrlich, wie oft sitz ich da und denke mir: dann musst du halt alles besser organisieren, dann läuft das schon wieder. Aber: nee! Denn was zu viel ist wird auch mit Organisation nicht weniger. Die Planung hat erreicht, dass wenigstens bei Hannas Schulaufgaben ein wenig der Druck raus ist, an den meisten Tagen. Das schließt aber auch mit ein, dass wir abends an Hausaufgaben und ich nachts an meiner Arbeit sitze. Also mehr Auszeit oder Erholung ist trotzdem nicht drin.
Einschränken. Irgendetwas aufgeben, irgendetwas weniger ausführen. Wisst ihr, was ich meine? Die Wäsche Wäsche sein lassen. Essen bestellen. Kein pädagogisches Unterhaltungsprogramm für die Kinder, sondern Glotze. Aber ganz ehrlich, das geht eigentlich auch nicht. Denn Wäsche brauchen wir früher oder später ja doch und dann stehe ich auf einmal vor Bergen, was viel schlimmer ist. Schlechtes Essen ist schlecht für Körper und Geist und macht sich auch schnell bemerkbar. Und
natürlich muss es kein wertvolles Unterhaltungsprogramm für die Kinder sein, aber natürlich brauchen sie täglich Aufmerksamkeit. Die Schulaufgaben können wir auch nicht einschränken und Rebekka ist einfach nur Kind, das kann man wohl auch nicht weniger machen. Es gibt nur einen einzigen Punt, der sich einschränken lässt, und das finde ich sehr sehr traurig: meine Arbeit.
Wieder wiederholt es sich: die Mütter kehren nach Hause zurück, um sich um die Kinder zu kümmern. Ist absolut nichts Verwerfliches dabei, also an Kindern und Haushalt. Aber das die einzig realistische Chance alles zu schaffen ist meine Arbeit zu verkürzen oder aufzugeben, da läuft doch (immer noch) einiges falsch.
Natürlich könnte auch der Papa zu Hause bleiben, aber in seinem Beruf gibt es Homeoffice eigentlich nicht. Und gerade jetzt ist einiges zu tun. Und natürlich verdient er mehr. Kann man alles beim Namen nennen, denn das ist seit je her die Argumentationsfolge, warum Frauen zu Hause bleiben, immer wieder.
Natürlich schaffen wir es gerade noch irgendwie. Und wir stehen lange nicht vor dem Schritt, dass ich meine Arbeit aufgeben muss, zum Glück! Aber ewig halte ich das nicht aus, vor allem wenn sich die Situation nicht verbessert. Und ich fürchte, dass es vielen anderen Frauen ähnlich geht, was schade ist. Und ich frage mich, warum kann sich nicht endlich etwas bewegen, zugunsten von Familien, zugunsten von Frauen?
Liebe Grüße,
eure Jenny