Eingewöhnung in den Kindergarten – Tag 6
Heute sind wir richtig gut in die Eingewöhnung gestartet. Rebekka schien keine schlechten Erinnerungen an gestern gehabt zu haben uns sie war so fröhlich, dass sie gleich mit den anderen Kindern gespielt hat. Wir haben dann beschlossen, auszuprobieren, wie weit wir gehen können und wie Rebekka darauf reagiert.
Vor allem sollte ich mich heute weiter von ihr distanzieren. Das ist ja nicht nur räumlich möglich, sondern auch bei Anwesenheit durch meine Taten und Worte. Das war eine ganz schöne Umstellung nicht mehr die erste Geige zu spielen, den natürlich bin ich es gewohnt sie zu trösten und ihr zu helfen, wenn sie etwas braucht. Diese Aufgabe anderen zu überlassen musste ich mir tatsächlich immer wieder aktiv ins Gedächtnis rufen. Das hat aber ganz gut geklappt, dass ich von Anfang an auf dem Sessel war und diesen auch nicht verlassen habe, alle Hilfen und die Begleitung hat Rebekkas Bezugsbetreuerin übernommen, was Rebekka auch zugelassen hat.
Der Morgen lief so gut, dass wir meinten, wir können nochmal eine Trennung versuchen. Als sie gerade im Spiel war bin ich zu ihr gegangen, und habe ihr erklärt, dass ich nun noch etwas in der Bibliothek helfen werde (das kannte sie ja vom Vorabend). Man konnte deutlich sehen, dass sie das gar nicht gut fand und als ich raus bin habe ich sie auch schon wüten gehört. Es fiel mir so unglaublich schwer um die Ecke zu warten, am liebsten wäre ich sofort zurück gegangen. Ich hatte mich vorher mit beiden Betreuerinnen ausgetauscht und wir haben abgesprochen, dass ich wieder geholt werde, sobald deutlich wird, dass Rebekka keine fremde Hilfe in Anspruch nimmt. Also habe ich gewartet und mir zwangsläufig Gedanken über das “Schreien lassen” gemacht, denn ganz am Anfang war für mich sonnenklar, dass ich mein Kind nicht schreien lassen werde. Und nun saß ich versteckt im Kindergarten und es fühlte sich doch sehr danach an.
Lasse ich Rebekka also schreien, wenn ich dort sitze und sie nicht trösten gehe? Ist das vergleichbar mit der Horroreinschlafmethode sein Kind im Bett schreien zu lassen, bis es merkt: jetzt sollte ich doch liebe schlafen als schreien? (Was so natürlich nicht geschieht, bitte niiiiemals machen!)? Ich denke nicht. Sein Kind schreien zu lassen bedeutet seine Wut und Trauer zu bemerken, ihm aber in keinster Weise zur Hilfe zu kommen. Es bedeutet sein Kind alleine zu lassen mit seinen Gefühlen.
Wenn Rebekka etwas hat, dann tröste ich sie. Klar, denn ich bin die einzige, die da ist (mehr oder weniger. Unser Papa ist schon lange Zeit unter der Woche immer dienstlich unterwegs). Mal abgesehen von Hanna natürlich. Es ist für mich also nur natürlich, dass ich immer für Rebekka da bin. Das heißt aber natürlich nicht, dass andere Personen nicht auch versuchen können Rebekka zu trösten und für sie da zu sein. Unser Papa zum Beispiel. Oder auch jetzt ganz speziell in der Eingewöhnung Rebekkas Betreuerin. Es ist sogar extrem wichtig, dass Rebekka irgendwann so viel Vertrauen in ihre Betreuerin gefasst hat, dass sie sich mit Problemen an sie wendet und sich von ihr unterstützen lässt. Nur so kann das Konzept Kindergarten ja wirklich funktionieren.
Jetzt heißt es also, dass wir an den Punkt gelangen müssen, an dem Rebekka nicht nur von mir getröstet werden möchte, sondern auch Unterstützung aus dem Kindergarten annimmt. Dass das jetzt ganz am Anfang noch nicht klappt, vor allem weil sie so klein ist, ist ganz klar. Meine Aufgabe ist es also sie dahingehend zu begleiten, dass sie dieses Vertrauen fasst. Das mit dem Schreien ist also schwierig. Ich lasse Rebekka nicht alleine, aber sie ist auch noch nicht in der Umgebung angekommen, in der sie sich wohl fühlt und beruhigen (lassen) kann. Immer wieder hat sie sich zwar beruhigt, aber dann kurze Zeit später auch wieder angefangen zu schreien. Also werde ich morgen versuchen etwas vorzuschlagen, einen anderen Weg, mit dem Rebekka vielleicht besser klar kommt. Denn das sie keine Probleme mit dem Kindergarten oder der Betreuerin an sich hat, hat sie nachmittags schon mehrmals gezeigt. Gestern hatte ich ja schon berichtet, dass es mir da besonders aufgefallen ist. Aber auch heute habe ich Rebekka mit ihrer Betreuerin losziehen lassen und sie waren zusammen eine halbe Stunde im Garten. Als Rebekka unruhig wurde (keine Anzeichen von Wut oder Tränen!) sind sie zu mir gekommen und alles war wieder okay. Es ist also diese spezielle Situation in dem neuen Raum mit den anderen Kindern, an die sich Rebekka gewöhnen muss und wo sie akzeptieren muss, dass ihre Betreuerin sie dort viel besser begleiten kann als ich.
Wie es also morgen gelaufen ist, ob ich meine Idee umsetzen konnte, lest ihr wieder hier auf dem Blog. Bis dahin liebste Grüße,
eure Jenny