Hochsensibilität – was ist das eigentlich?
Heute geht die Beitragsreihe zu Hochsensibilität, die ich letzte Woche gestartet habe, weiter. Ich möchte ich erst einmal zeigen, was das eigentlich ist, diese Hochsensibilität.
Die Welt ist voller Reize. Gerüche, Geräusche, Texturen, Stimmen, Farben und vieles mehr. Und alles nehmen wir auf. Da wir mit dieser Anzahl an Reizen restlos überfordert wären trifft unser Gehirn für uns eine Vorauswahl: was ist wichtig für uns? Für unsere Gesundheit? Für unsere Sicherheit? Das ist auch der Grund, warum so viele Schwangere auf einmal nur noch andere Schwangere und Kinderwägen sehen. Oder wenn man sich nach Partnerschaft seht nur noch glückliche Pärchen.
Diese Vorauswahl ist nicht ganz fix, aber auf jeden Fall werden die Reize gefiltert. Stellt euch vor ihr seid im Wald und habt Scheuklappen auf, wie die vom Pferd. Ihr könnt euch auf den Weg vor euch konzentrieren, alles andere wird ausgeblendet, außer ihr richtet explizit den Blick darauf.
Nun gibt es hochsensible Personen. Bei denen ist dieses Filtersystem anders gebaut, um genau zu sein ist es sehr viel durchlässiger. Sie nehmen viel mehr Reize auf, als normal sensible Personen. Man könnte sagen, die Scheuklappen sind nahezu durchsichtig und geben zu den Seiten viel mehr Sichtfeld frei.
Aber was heißt das genau? Hochsensible Personen nehmen mehr an Geräuschen, Gerüchen, Farben, aber auch Stimmungen, Gefühlen etc. wahr. Ich schaffe es zum Beispiel im Wald mit den Kindern unterwegs zu sein, mich zu unterhalten, die Kinder im Blick zu halten und trotzdem zu bemerken und zu sagen: Stopp, mach einen großen Schritt, sonst trittst du auf den Käfer.
Das ist natürlich nicht wirklich wichtig, aber es ist auch nur ein Beispiel. Hochsensible Personen nehmen viele Reize auf und verarbeiten diese auch. Das Gehirn läuft also ständig auf Hochtouren, um dem Informationsfluss gerecht zu werden. Das ist auch einer der Gründe, warum Hochsensible mehr Auszeiten benötigen: die Bearbeitung der ganzen einströmenden Informationen verbraucht mehr Energie.
Erst in den 1990er Jahren wurde die Hochsensibilität „entdeckt“ und untersucht. Seitdem nennt man Personen mit einer erhöhten Wahrnehmung hochsensibel, hochsensitiv oder HSP (vom ursprünglichem „Highly Sensitive Person“). Manchmal findet man aber auch Unterschiede in der Literatur zwischen diesen drei Namen/Typen. Jeder macht aus dem wenigen Material, was existiert, etwas anderes, was es schwer macht ein einheitliches und verständliches Bild zu zeichnen.
Wichtig: es gibt nicht den Hochsensiblen (!) Es gibt verschiedene Ausprägungen und obwohl es noch nicht gut untersucht ist, kann man schon sagen, dass der Umgang und das Erlernen von Strategien wichtig für das Leben mit Hochsensibilität sind. Wurde sie anerkannt oder verleugnet? Unterstützt oder als falsch hingestellt? Auch welche Reize besonders wahrgenommen werden ist oft unterschiedlich. Bei mir sind es z.B. vor allem visuelle und auditive Reize.
Hattet ihr das schon gewusst? Und habt ihr Hochsensibilität so eingeschätzt, oder dachtet ihr, dass es sich dabei um etas anderes handelt?
Liebe Grüße,
eure Jenny