Unterwegs mit Kindern: Burgruine Ehrenberg (Reutte)
Vorletztes Wochenende haben wir mal wieder einen kleinen Familienausflug unternommen, von dem ich euch heute berichten möchte. Es ging nach Tirol, Reutte, wo eingebettet in eine kleine Berggruppe die Burgenwelt liegt. Insgesamt drei Ruinen, eine restaurierte Klause und eine superlange Hängebrücke haben schon vor einiger Zeit unser Interesse geweckt, nun haben wir es endlich geschafft hinzufahren. Und hat es sich gelohnt? Seht selbst:
Wir verreisen und unternehmen alles zusammen mit unseren beiden Kindern, deshalb müssen die Ausflugsziele auch immer kinderfreundlich sein. Aber nicht immer ist auf den Seiten der Veranstalter ersichtlich, auf was man genau zu achten hat und ob Kinder auch wirklich auf ihre Kosten kommen. Deshalb werde ich euch in meinem Bericht nicht nur Einblicke in unseren Ausflug geben, sondern auch erzählen, wie lohnenswert es aus Kinder- /Familiensicht war.
Hier nun unser ausführlicher Bericht, eine kleine Zusammenfassung gibt es ganz unten:
Burgenwelt Ehrenberg
Gebaut wurde die Ehrenberger Klause 1317 und weist damit ein stattliches Alter auf. Gedacht war die Klause, durch ihre günstige Lage zwischen den Bergen, als Talsperre und Zollstation. Heute ist sie der Eingang zur Burgenwelt Ehrenberg und damit zum Besucherzentrum (Kasse und Information) mit Erlebnismuseum und Naturausstellung, zum Restaurant, Hotel, Spielplatz und natürlich zu den Wanderrouten. Die Ruinen und die Hängebrücke sind nämlich ausschließlich über Waldwege zu erreichen. Wenn man die Klause durch das restaurierte Tor mit provisorischer Zugbrücke betritt, kommt man sogleich auf ein riesiges Areal, auf dem es für jeden etwas passendes gibt.
Hanna hat natürlich zuerst den Spielplatz entdeckt, der klein, aber wirklich fein war. Mit kleiner Kletterwand, Versteck und Labyrinth im Ritterstil und wasserspeiendem Drachen ist dieser wirklich schön gestaltet.
Da wir vor allem wegen der Hängebrücke und den Ruinen dort waren, haben wir die Ausstellung, das Museum und das Restaurant ausgelassen. Alles war aber sehr gut besucht (um nicht voll zu sagen) und ich kann mir vorstellen, dass wenn wir die Burgenwelt nochmal bei besserem Wetter besuchen, wir uns mehr Zeit nehmen und auch dort umsehen werden.
Viele Wege führen zur Burgruine Ehrenberg. Da wir den Kinderwagen bei hatten, haben wir uns für den kürzesten und leichtesten entschieden. Alle Wege führen steil nach oben, die Ruinen liegen alle auf einem Berg. Die Wege, die wir benutzt haben, waren gut zugänglich und gut zu belaufen. Aber: es bleibt mühselig, vor allem mit Kind und Kinderwagen waren wir froh, dass wir ordentliche Schuhe an hatten. Von der Hitze (etwa 25°) möchte ich hier gar nicht erst anfangen.
Ein Extra für Kinder: Entlang der Wege sind drei Tafeln mit Geschichten zu den Sagengestalten der Gegend aufgestellt. Noch heute erzählt Hanna von den drei Frauen und den roten Rosen. Auf unserem Weg hoch war sie gut abgelenkt und damit beschäftigt Anzeichen für die drei Sagengestalten zu entdecken, sodass sie gar nicht richtig mitbekommen hat, wie steil der Aufstieg eigentlich war. Außerdem gibt es ein Rätselheft, welches im Besucherzentrum erworben werden kann. Entlang des Weges werden den Kindern Fragen gestellt, die sie mit jeder Lösung einem kostbaren Schwert näher bringen. Leider wurden wir nicht darauf hingewiesen, dass es dieses Heft gibt. Allgemein war die Dame an der Kasse leider sehr unfreundlich und genervt, dass sie uns Auskunft über die mit Kinderwagen befahrbaren Wege geben sollte. Hanna hatte das Heft mit den Fragen also nicht, das Schwert haben wir trotzdem gefunden 😉
Burgruine Ehrenberg
Die Burgruine hat sich wirklich erstaunlich gut gehalten für ihr Alter. Erbaut 1296, aber immer wieder um- und ausgebaut, befand sich die Burg in einem ständigen Wandel. Es heißt Könige und Kaiser wären hier eingekehrt, die Burg war Schauplatz verschiedener Kriege und hat sich, gemeinsam mit den umliegenden Festungen, über die Jahre zu einer der ältesten und wichtigsten Festungsanlagen entwickelt.
Mich hat diese Ruine sehr beeindruckt. Ich habe schon einige Burgruinen gesehen, aber keine war so vollständig, wie diese. Natürlich sind die Spuren der Zeit sichtbar, aber es stehen so erstaunlich viele Mauern, dass man sich das Leben auf der Burg auch ohne die vielen Erklärungstafeln gut vorstellen kann. Neben den wirklich gut erhaltenen Außenmauern sind auch die Innenmauern erkennbar bzw. stehen zu einem Großteil noch, sodass die ehemalige Raumaufteilung der Burg mehr als nachvollziehbar ist.
Die Burgruine an sich ist zwar klein, auf dem Gelände gibt es aber auch einiges zu sehen. Außerdem stehen vereinzelt Bänke, auf denen man gemütlich Pause machen und den schönen Ausblick genießen kann. Leider war der Himmel bei uns wolkenverhangen, sodass wir zwar Reutte sehen konnten, aber nicht wirklich die umliegenden Berge. Der Ausblick muss bei klarer Sicht atemberaubend sein!
Zur Schaufestung Schlosskopf ist es von der Burgruine Ehrenberg mit Kinderwagen ein etwa 60 Minuten Weg. Wir haben uns den Weg für den nächsten Besuch aufgespart und sind über die Brücke zum Fort Claudia gegangen.
Aber kurz zur Festung: Die Festung ist die jüngste der vier Anlagen und war vor allem für die Rückeroberung Ehrenbergs gedacht. Heute kann man dort die Überbleibsel der Burg besichtigen. Auf dem Weg zur Schaufestung können Kinder und Familien den Schlosskopfschatz suchen, also auch hier Augen auf und Informationen in der Besucherinfo holen! 😉
Hängebrücke ‘Highline 179’
Die Brücke ist die weltlängste Fussgängerhängebrücke im Tibet Style. Sie kann auf ihren 406 Metern bis zu 500 Menschen tragen, so viele waren bei uns zwar nicht drauf, aber ziemlich voll war es schon.
Um auf die Brücke zu gelangen muss man mit den an der Kasse oder am Automaten neben der Brücke erworbenen Eintrittskarten Drehtüren passieren. Pro Eintrittskarte kommt man einmal hin und wieder zurück. Der Kinderwagen kann NICHT mit auf die Brücke! Ich finde den Einzelticketpreis von 8 Euro für die Hängebrücke etwas teuer. Beachtet man aber, dass wirklich AUSSCHLIEßLICH die Hängebrücke bezahlt werden muss, die Ruinen freien Zugang haben, relativiert sich das ganze wieder.
Und die Hängebrücke wackelt! Das erwartet man natürlich, es ist ja eine Hängebrücke. Und man sieht es auch, denn es ist immer jemand auf der Brücke, den man Laufen und dann erschrocken gucken sieht. Einige kehren wieder um, die meisten gehen aber weiter. Es wackelt sehr anfangs, aber es ist es wert weiter zu gehen. Man hat einen wirklich schönen Ausblick (bei gutem Wetter natürlich noch besser) und kann die gesamte Burgenwelt betrachten. Natürlich ist die Brücke mehr als nur gut gesichert, wegen der Sicherheit braucht also niemand besorgt zu sein.
Fort Claudia
Auf der anderen Seite der Brücke wartet auf dem Falkenberg das Fort Claudia, welches eine ehemalige, ziemlich kleine Festungsanlage ist. Es ist sehr überschaubar und bietet, bis auf die erhaltenen Grundmauern nicht viel Sehenswertes. Dafür ist es dort ruhiger (die meisten Besucher drehen nach der Brücke gleich wieder um, wir waren die gesamten 15 Minuten alleine im Fort), als auf dem restlichen Gelände.
Insgesamt waren wir etwa vier Stunden auf dem Areal, haben uns, bis auf die Schaufestung Schlosskopf alles angeschaut und auch Zeit gelassen. Trotzdem wäre es für das nächste Mal ratsam, noch mehr Zeit einzuplanen, damit man eventuell auch das Museum, das der Rittergeschichte gewidmet ist, besuchen kann.
Wie fanden wir es?
Wir waren alle, ohne Ausnahme, begeistert und wollen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, bei gutem Wetter nochmal hinfahren. Dann werden wir aber ein paar Dinge beachten:
- Neben den Ruinen lebt die Burgenwelt natürlich von den fantastischen Aussichten, es lohnt sich also umso mehr, bei klarer Sicht und Sonnenschein hinzufahren.
- Aber: Je besser das Wetter, umso wärmer ist es auch. Da alles mit Aufstieg und laufen verbunden ist, ist es umso mühseliger, wenn es warm ist. Außerdem ist die Burgenwelt eine bekannte touristische Attraktion und wird bei gutem Wetter natürlich auch umso mehr besucht. Ich empfand es schon als ziemlich voll. Auch wenn es immer wieder Phasen gab, in denen man alleine laufen konnte, so gab es an den Knotenpunkten immer zahlreiche andere Personen (wo man selber entscheiden muss, ob man das schlimm findet oder nicht).
- Das Gelände ist NICHT komplett Kinderwagentauglich. Einige Wege und die Brücke können NICHT mit Kinderwagen befahren werden
- Die Wege zu den Ruinen sind allesamt Waldwege, gutes Schuhwerk ist also wirklich ratsam
- Es gibt zwei Rätsel /Schatzsuchen, auf die an der Kasse NICHT hingewiesen wird (zum mindestens bei uns nicht, obwohl wir lange und ausführlich mit der Kassendame unsere Kinder und die besten Wege gesprochen haben). Für die Kinder wird der Ausflug aber natürlich umso interessanter, wenn sie an der Burg auch noch ein Schwert und einen Schatz suchen können.
- Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich hinzusetzen und die Szene auf sich wirken zu lassen oder sich einfach auszuruhen. Wer also ein paar Snacks einpackt hat eine prima Möglichkeit ein Picknick mit Panorama zu genießen!
Hanna war genauso begeistert wie wir. Ich kann die Burgenwelt an alle, mit oder ohne Kinder, nur weiterempfehlen! Für Familien gilt allerdings: die Kinder sollten lauffreudig, oder Mama/Papa ziemlich stark sein 😉
Das war unser Ausflug. Vielleicht wart ihr ja auch schon dort und habt noch den ein oder anderen Tipp?!
Liebste Grüße,
Jenny
5 Kommentare
Kliniktasche
Liebe Jenny,
ich bin per Zufall auf Deinen Blog gestoßen. Da ich Berge liebe, ist mir der Name “Berggeschwister” sofort aufgefallen. 🙂 Von kinderfreundlichen Ausflugstipps lasse ich mich immer sehr gerne inspirieren. Die Burgruine Ehrenberg kannte ich bislang noch nicht.
Als mögliche Ausflugstipps fallen mir noch Pfronten oder Hindelang im Allgäu ein. Vielleicht warst Du auch schon mal dort? Mit der Breitenbergbahn oder der Hornbahn kann man auch einen Kinderwagen problemlos transportieren. Will man oben aber etwas wandern, empfielt es sich doch, statt Kinderwagen eine Trage oder Kraxe zu verwenden.
Liebe Grüße
Stefanie
Berggeschwister
Hallo Stefanie,
da habe ich mit meiner Namenswahl ja richtig gelegen (: Wir sind auch wirklich gerne unterwegs, mehr Ausflugstipps und Erfahrungsberichte sollen kommen. Pfronten wurde uns auch wirklich schon oft empfohlen, das werden wir demnächst mal ansteuern. Hindelang dagegen sagt mir spontan nichts, da werde ihc mich gleich mal schlau machen, danke! Wenn wir unterwegs sind kommt es leider in 90% der Fälle vor, dass es nicht wirklich Kinderwagentauglich ist. Das finde ich sehr schade in so einer touristisch aufgeschlossenen Region. Erst letztens waren wir mit der Laber Bergbahn auf dem Laber und da ging nichts mit Kinderwagen. Da ist natürlich die Trage besser, aber bei dem Wetter auch echt eine Herausforderung 😀
Liebe Grüße,
Jenny
Kliniktasche
Ja, da muss ich Dir (leider) recht geben.Während man in den Bergbahnen noch oft problemlos einen Kinderwagen transportieren kann, ist es oben dann schnell zu Ende mit der Kinderwagentauglichkeit. Wenn man etwas mehr erleben mag, als nur auf der Sonnenterasse der Bergstation zu sitzen, muss man wissen wohin.
Ich habe kürzlich ein Buch entdeckt: “Wandern mit dem Kinderwagen Allgäu: 40 Touren mit GPS-Daten”. Das klingt ganz vielversprechendend. Kann jedoch noch nichts dazu berichten. Ich hatte so ein Buch bereits für die Ostalb und es hat sich absolut gelohnt. Vielleicht auch was für Dich? 🙂
LG Stefanie
Wolfgang Kulabke
Die beiden Schrägaufzüge erleichtern den Aufstieg, was man gerne annimmt. Allerdings muss man, um ganz hinauf zu kommen, €25 pro Person zahlen. Sogar die drei-sektionale Marmolada-Seilbahn bis auf 3250 m kostet da nur mal € 10 mehr. Finde ich somit unangemessen, vor allem für eine Familie.
Jenny
Vielen Dank für den Kommentar, das hatte ich gar nicht im Blick (oder vielleicht gabs die damals nicht? Ist ja etwas her, dass wir dort waren). Der Preis erscheint mir allerdings auch etwas hoch. Aber immerhin ist eine Option da!
Liebe Grüße,
Jenny