Die Schattenseiten der Hochsensibilität
Weiter geht es mit meiner Reihe zur Hochsensibilität. Letzte Woche musste der Beitrag leider ausfallen, diese Woche geht es aber wie geplant weiter. Und zwar mit den Schattenseiten von dem, was ich eigentlich Stärke nenne. Seit ich die Hochsensibilität für mich angenommen habe sehe ich sie eher als Stärke und Gabe, als als Schwäche (so wie vorher). Aber man kommt wirklich nicht umhin einzusehen, dass die Hochsensibilität eine Schattenseite hat. Und die möchte ich heute ansprechen.
So sehr es schön und bereichernd sein kann eine vergrößerte Wahrnehmung zu haben und feinfühliger zu sein, man merkt auf jeden Fall den Preis. Und das ist eine verkürzte Ausdauer im Umgang mit Reizen. Das ist die (schnelle) Überforderung bei vielen Reizen und Möglichkeiten. Immer viele Seiten zu beachten ist nützlich, aber macht es fast unmöglich für etwas oder jemanden Partei zu ergreifen, sich auf eine Seite zu stellen. Einfach eine Meinung zu haben, ohne der Gegenseite wenigstens zu zeigen, dass man versteht. Es macht aus „einfach“ ziemlich oft „etwas komplizierter“.
Man sollte wissen, wie man mit der Hochsensibilität umgehen muss, vor allem wenn man selbst betroffen ist. Denn dann steht eigentlich außer Frage, ob man eigentlich unbedingt in den Freizeitpark sollte, weil alle meinen, der wäre so cool. Vielleicht, für HSP aber eine Herausforderung, da viele Menschen, Geräusche, Lichter, Gerüche, non stop vorhanden sind. Dann weiß man, dass die Müdigkeit nach 5 Stunden im Büro nicht von der kurzen Nacht kommen, sondern man einfach eine Pause braucht, da die Reize um einen herum einen angestrengt haben. Und dass das nichts schlimmes ist, sondern einfach von den eigenen Genen so vorgesehen. Und ich denke mit dieser Sichtweise handelt es sich auch eben um eine Schattenseite, und nicht um eine Schwäche. Immer wieder Pausen zu brauchen, nicht viele Reize am Stück aushalten zu können ist der Preis dafür, anders wahrzunehmen. Wenn man für sich annehmen kann, dass man deshalb einfach mit sich selbst umgehen muss (achtsamer auf die Signale seines Körpers nach Erschöpfung schauend zum Beispiel) ist das Ganze schon nur noch halb so schlimm.
Und mir hat es geholfen einzusehen, dass ich nun mal emotional bin und das auch nicht abstellen werde, bzw. überhaupt kann. Wenn ich eh schon müde bin, habe ich es kaum noch unter Kontrolle was fremde Emotionen mit mir machen. Auch dafür braucht es ein Bewusstsein und Strategien für den Umgang, denn es gehört dazu. Die Gefühle anderer Menschen schnell wahrzunehmen kann sehr bereichernd sein, ist aber in vielen Fällen eine echte Herausforderung! Lange habe ich meine „Überreaktionen“ verurteilt, heute kann ich sie einfach annehmen und mich gegebenenfalls aus der Situation zurückziehen.
Und für mich ein weiterer Punkt für die Schattenseite: das Unverständnis normalsensibler Personen. Das die meisten Menschen um uns herum nicht nachvollziehen können was man selbst erlebt und fühlt, lässt es schnell einsam werden. Immer wieder zu hören, man ist halt zu sensibel lässt zweifeln.
Wie empfindest du deine Hochsensibilität? Gibt es auch Situationen, die dir schwerfallen?
Liebe Grüße,
eure Jenny