Hochsensibilität

Hochsensibilität bei Kindern

Schon sind wir beim letzten Teil der Reihe über Hochsensibilität angekommen: Hochsensibilität bei Kindern. Zu diesem Thema gibt es ziemlich viel zu sagen, wieder viel mehr, als hier in diesen Beitrag passen wird. Und natürlich ist auch hier (wie über die Hochsensibilität allgemein) wenig erforscht, sodass auch eigentlich gar nichts sicher ist. Aber ich fasse meine Gedanken dazu zusammen.

Wenn wir hochsensibel sind, dann sind wir es schon immer. Erst letztens hat mich jemand gefragt, wie man hochsensibel werden kann. Das wird man nicht, das ist man, seit Geburt (okay eigentlich eher seit Entstehung).

Interessanter Fakt, den ich gleich hier mal einbringe: Hochsensibilität ist vererbbar. Sehr wahrscheinlich wurde sie dir weitergereicht, wenn du hochsensibel bist. Schau die Mitglieder deiner Familie (wenn nicht längst bekannt) mal unter den Gesichtspunkten der Hochsensibilität an. Wer könnte noch zu den HSP zählen? Was würde sich dadurch vielleicht auch erklären?

 

Hochsensibilität bei Kindern ist schwierig zu erkennen. Denn sie können meist noch nicht gut äußern oder zeigen, was in ihnen vorgeht und meist sehen sie auch nicht (wenn sie es auch oft fühlen können), dass sie anders sind als andere Menschen. Da die Umwelt in den meisten Fällen dazu tendiert Andersartigkeit schlecht zu reden, fühlen sich diese Kinder dann eher „falsch“, als anders. Und das ist natürlich ein Problem.

Denn wie bei erwachsenen HSP brauchen auch Kinder mit Hochsensibilität einen besonderen Umgang mit sich. Pausen. Besondere Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse und Grenzen.

Ich habe vor einiger Zeit in einem Buch dieses Beispiel gelesen und finde es mehr als passend, sodass ich es hier wiedergeben möchte (sinngemäß):

Schulunterricht. Die Lehrerin fragt in die Klasse „Was ist gelb schwarz und kann fliegen?“

Die meisten Kinder heben ihre Hand, ein paar schreien schon der Lehrerin die Antwort entgegen: eine Biene! Alle Kinder scheinen die Lösung sagen zu wollen, nur Maria sitzt still und gedankenversunken auf ihrer Bank. „Schade, dass sie sich nicht beteiligt, vielleicht muss man bei ihr schauen, wie viel sie überhaupt schon kennt/ versteht“ denkt die Lehrerin. Maria aber denkt „Biene, Wespe, Hornisse, womöglich Hummel, vielleicht aber auch die Amsel, wie soll man mit nur drei Angaben auf die Lösung schließen können?“

Dieses Beispiel zeigt so viel: HSP sind oft ruhiger und finden lieber still eine Lösung für sich, bevor sie andere mit einbeziehen. Sie denken komplexer und geben sich nicht leicht oder schnell mit der einfachsten Lösung zufrieden. Und vor allem: die Umwelt hat meist keine Ahnung, was in einer/m HSP vor sich geht.

Hochsensibilität bei Kindern zu erkennen ist daher absolut wichtig, finde ich. Als Elternteil kann man besser verstehen, was in den Kindern vorgeht. Warum es manchmal nichts anziehen möchte, Wasser verabscheut, nicht über Gras oder Sand gehen kann. Warum es denkt, wie es denkt und Fragen stellt, bei denen man als Erwachsener manchmal denkt das geht zu weit.

Bei hochsensiblen Kindern ist ein „stell dich nicht so an“ noch falscher platziert, als es eh schon ist und Worte allgemein haben umso mehr Gewicht. Weil sie mehr durchdacht werden und weil sie eben oft dazu beitragen das eigene Wesen als falsch abzustempeln.

 

Seit ich mich mit Hochsensibilität beschäftige habe ich nochmal einen anderen Blick auf meine Kinder und auf die Kinder in meiner Umgebung.

Es gibt Tests (unter den Tests, die auch alle nicht offiziell sind) speziell für Kinder. Da schaut man als Elternteil auf die Reaktionen des Kindes und probiert die Persönlichkeit danach einzuschätzen. Natürlich sind diese Tests auch wieder schwierig, weil so, wie es nicht den einen hochsensiblen Erwachsenen gibt, gibt es ihn natürlich auch nicht als Kind. Und so kann ein Kind, dass bei einigen Fragen des Tests mit keinen Auffälligkeiten reagiert trotzdem hochsensibel sein. (Und ein Kind, was sich leicht erschreckt und keine Lauten Geräusche mag muss nicht unbedingt hochsensibel sein.)

 

Warum mir dieser Teil so wichtig war (und jetzt wiederhole ich mich kurz, sorry, aber ich möchte das nochmal in diesen Zusammenhang bringen):

Wenn du hochsensibel bist, sind es deine Kinder (sehr) wahrscheinlich auch

Kinder können schlecht bis gar nicht ausdrücken, wie sie sich fühlen, bzw. was in ihnen vorgeht, was es schwer macht (selbst für Vertraute Personen) eine Hochsensibilität zu erkennen

So wie Hochsensible Erwachsene in unserer Gesellschaft noch nicht wirklich wahrgenommen werden, so haben hochsensible Kinder noch weniger Platz. Pädagogen Und Lehrer sind nicht geschult im Umgang mit hochsensiblen Personen, was aber dringend anzuraten wäre.

Es ist wichtig (als Eltern, Betreuer, Freunde, Lehrer oder sonstige wichtige Person im Leben eines hochsensiblen Kindes) hochsensible Kinder richtig zu begleiten, zu zeigen, dass nichts falsch mit ihnen ist, sondern ihn ihre Andersartigkeit zu zeigen und greifbar zu machen. Auch die richtigen Techniken im Umgang mit den Schattenseiten sind wichtig

 

Wegen dieser Punkte denke ich, dass eine große Verantwortung bei uns liegt die Hochsensibilität zu erkennen und zu begleiten, damit sie ein Stück normaler wird und Kinder nicht erst als Erwachsene anfangen müssen, sich mit ihrer Persönlichkeit auseinanderzusetzen.

 

Hast du hochsensible Kinder? Bist du vielleicht selbst hochsensibel?

 

Liebe Grüße,

Jenny

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