Das Wunder von R – eine besondere Geschichte
Eigentlich ist es eine Weihnachtsgeschichte, aber der Rahmen der Geschichte könnte aktueller und wichtiger nicht sein! Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar vom Mentor Verlag bekommen, danke dafür! Als ich mit Hanna gemeinsam das Vorwort der Autorin gelesen habe, hat das Buch für mich eine besondere Bedeutung bekommen. Das Wunder von R ist nicht nur eine schöne Weihnachtsgeschichte, sondern zeigt auch wie schön und wichtig Gemeinschaft ist und wie bunt die Familienwelt. Für wie wichtig ich dieses Thema halt und wie Hanna darauf reagiert hat, das verrate ich euch nach der Beschreibung des Buches.
Die Bedeutung von Kinderbüchern
Man könnte meinen, Kinderbücher erzählen nur Geschichten. Ausgedachte und wahre, spannende und lustige. Aber Kinderbücher machen sehr viel mehr: Sie transportieren Wahrheiten, Normen, Regeln unserer Gesellschaft. Halt, das klingt jetzt ganz schön hochgestochen, denkt ihr? Okay, klingt auch merkwürdig, aber seht es mal so: Jemand, der ein Buch schreibt, bedient sich der Vorstellungen, Regeln und Normen, die er kennt. Natürlich von der Gesellschaft, in der er lebt. Natürlich kann er sich auch etwas ausdenken, aber dafür gibt es dann direkt ein eigenes Genre: die Fantastik (nicht nur bei Kinderbüchern natürlich). Natürlich kann jeder schreiben, was er mag und wie er mag, aber im Groben lassen sich immer wieder die gleichen Strukturen finden. Da leben die Menschen in Häusern, gehen einer Arbeit nach, die Kinder gehen in den Kindergarten. Und Familien bestehen meistens aus Mama, Papa, Kind. Manchmal noch ein Geschwisterkind.
Und was sehen Kinder in Kinderbüchern? Natürlich die lustigen, spannenden oder beruhigenden Geschichten. Aber neben den Geschichten nehmen sie sich auch etwas für ihr Leben mit. Wir kennen es wohl alle: Man liest gerade etwas vor und dann kommen Zwischenfragen. Warum macht der das? Warum sieht der so komisch aus? Warum reagiert sie so? Was ist das? Das machen sie natürlich nicht nur, weil sie möglichst tief in die Geschichte eintauchen wollen, sondern weil sie sich so mit uns darüber verständigen, was richtig und was falsch ist, was gut und was schlecht, was angesehen und was nicht.
Die Geschichten (und wie wir als Vorlesende darauf reagieren) tragen also maßgeblich dazu bei, wie Kinder unsere Welt verstehen und sich in ihr zurechtfinden. Und jetzt schätzt mal: Wie gut bilden Kinderbücher eigentlich unsere Gesellschaft, unsere „Realität“ ab? Zum Beispiel beim Thema Familie? Es ist natürlich längst kein Geheimnis mehr und wurde schon oft bemängelt: so gar nicht! Denn in Kinderbüchern gibt es halt die Kernfamilie der 50er-Jahre: Mama, Papa, Kind. An dieser Familienform ist natürlich gar nichts auszusetzen (wir leben sie ja auch). Aber neben dieser Familienform gibt es halt noch Dutzende andere, die wenig Beachtung in Kinderbüchern finden. Stieffamilien und Patchworkfamilien werden langsam vermehrt aufgegriffen, aber wie viele Bücher habt ihr im Schrank, in denen die Familie aus Mama, Mama Kind, oder Papa, Papa Kind besteht? In dem das Kind im Wechselmodell zwischen den Familien von Mama und Papa wechselt?
Es wird also Zeit, dass die Kinderbuchwelt so bunt wird unsere Umwelt.
Eckdaten zum Buch
Das Wunder von R wurde von Francesca Cavallo geschrieben und Verena Wugeditsch illustriert. Erschienen ist es am 30.09.2020 im Mentor Verlag.
Auf 128 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte der fünfköpfigen Familie. Es ist ein Lesebuch mit einigen Illustrationen und für Kinder ab 8 Jahren empfohlen.
Man kann das Buch für 24,90 € im Fachhandel oder im Verlagsshop erwerben (ISBN: 978-3-948230-15-9).
Darum geht’s in Das Wunder von R
Die fünfköpfige Familie Greco-Aiden zieht in die Stadt R und kommt dort kurz vor Weihnachten an. Die Mitglieder der Familie sind die beiden Mamas Isabella und Dominique und ihre drei Kinder Manuel, Camila und Shonda.
Die Menschen in ihrer neuen Heimat sind ihnen gegenüber eher zurückhalten, sogar ein wenig misstrauisch, was den Start etwas erschwert. Doch als am 24.12 Elfen vor ihrer Wohnungstür auftauchen und um Hilfe bitten, beginnt für die Kinder ein Abenteuer. Es liegt an Ihnen das Weihnachtsfest zu retten und die Bedenken der Erwachsenen auszuräumen.
Unsere Meinung
Angesichts der Einleitung kann man vielleicht schon erraten, dass ich ein großer Fan von dem Buch bin. Natürlich nicht nur, weil eben die alten, eingerosteten Familienbilder aufgebrochen werden. Sondern auch, weil es offen im Buch angesprochen wird. I m Vorwort beschreibt die Autorin Francesca Cavallo, was sie zu dem Buch motiviert hat, nämlich ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle! Und gleich am Anfang kann man lesen, warum sie überhaupt nach R ziehen, und zwar, weil in dem Land, aus dem sie kommen eine Familie mit zwei Mamas nicht erlaubt ist.
Das war auch der Punkt, an dem ich mit Hana direkt ins Gespräch kam: Wieso ist das nicht erlaubt? Natürlich haben die Kinder heute schon eine Vorstellung davon, dass Frau und Frau sich lieben können, dass das aber gar nicht immer so einfach ist wissen sie oft noch nicht.
Das Buch ist außerdem so geschrieben, dass es sich an Mädchen und Jungen gleichermaßen richtet. Ich weiß, es gibt oft „Mädchenthemen“ und „Jungenthemen“ (Hallo Reiterhof und Bolzplatz), aber die Schreibweise dieser Bücher richtet sich dann auch wirklich oft an genau eine Zielgruppe. Das fördert natürlich nicht gerade die Offenheit und Toleranz, weshalb ich auch diesen Punkt sehr bei Das Wunder von R begrüße.
Und die Geschichte ist wunderbar geschrieben. Sie ist spannend und lustig, fantasiereich und kindgerecht.
Auch Hanna ist begeistert und hat das Buch schnell und schon einige Male gelesen. Das sie noch an den Weihnachtsmann glaubt hilft da natürlich, wenn in der Geschichte die Kinder einen Brief vom Weihnachtsmann bekommen. Ich denke ihre Aufregung war mindestens genauso groß, wie die der Kinder im Buch! Oder in ihren Worten: Es war lustig, aufregend und spannend!
Alles in allem eine (Weihnachts-)Geschichte, die wir nur empfehlen können!
Liebe Grüße,
eure Jenny