Von Frauen, Müttern und dem ewigen Zwiespalt
Wieder Freitag, wieder Zeit für die Freitagsgedanken. Heute habe ich ein Thema für euch, was mich eigentlich ziemlich aufregt. Eventuell wird das ganze dann hier auch ein rant. Aber Leute so geht das auch wirklich nicht: Warum werden Frauen, vor allem Mütter, immer noch so in diese Bredouille gebracht, dass sie sich schier zwischen Arbeit und Kindern zerreißen. Sichtbar wird das vor allem in Zeiten, in denen Krankheitswellen um sich schlagen, so wie gerade.
Die Verstrickung ist recht simpel möchte man meinen:
Männer verdienen für gleichwertige Tätigkeit immer noch mehr als Frauen (Gender Pay Gap). Und es wird auch noch dauern diese Lücke zu schließen. Wenn ein Paar nun ein Kind bekommt und der eine Partner verdienstmäßig ausfällt, dann ist das in der Regel derjenige, der das geringe Gehalt hat. Und das ist damit in der Regel die Frau. Die Frau bleibt also zu Hause. Und mag auch sein, dass es einen Anteil gibt, die das gerne und aus ganzem Herzen macht. Aber im Grunde gibt es da schon gar keine ganz so große Wahl, denn wie eine Freundin erst letztens wieder sagte: ein Baby ist ein absolutes Minusgeschäft!
Die Frau ist dann mit dem Kind zu Hause und kümmert sich natürlich auch um den Haushalt. Macht ja Sinn, wenn sie eh schon zu Hause ist und der andere Partner Vollzeit arbeitet. Da sitzt sie dann schon mal in der Hausfrauenfalle. Die Frage ist dann natürlich, ob sie da wieder rauskommt. Und wie gesagt, ich möchte hier wirklich niemandem absprechen, dass er das gerne macht: zu Hause bleiben mit den Kindern, Haushalt, in der Mutterrolle aufgehen. Das ist völlig in Ordnung. Das was ich hier aber beschreibe ist der normale Werdegang einer Familie. Und das ist nicht mehr in Ordnung, weil da die Wahlmöglichkeiten flöten gehen.
Natürlich gebe es auch die Möglichkeit 3 oder 6 Monate nach Geburt des Kindes Vollzeit wieder arbeiten zu gehen, auch für die Frau. Dafür gibt es ja Krippen. Das ist etwas, was man abwägen muss, vor allem in diesen Zeiten von Personalmangel und Coronamaßnahmen, ob man sein Kind Vollzeit fremdbetreuen lassen möchte (wenn man überhaupt eine Wahl hat – man sieht, die Möglichkeiten und Lebenswelten sind unfassbar vielschichtig!).
Also bleiben wir bei der Familie mit zwei Partnern, die es sich (gerade so) leisten können, dass einer zu Hause beim Kind bleibt und es nicht 3 Monate nach Geburt in die Fremdbetreuung abgibt. Das Kind oder die Kinder werden größer, die Mutter wird auch etwas freier, ist nur noch morgens und nachmittags gefragt. Der Teilzeitjob wird möglich! Natürlich könnte man sich überlegen, ob die Frau nun nicht Vollzeit arbeiten geht und der Mann in Teilzeit wechselt. Aber der verdient ja mehr, also wäre das auch ein Minusgeschäft. Ganz davon abgesehen, dass es in vielen „Männerberufen“ auch gar nicht so einfach möglich ist, mal ein paar Monate in Elternzeit zu gehen oder die Stunden runterzuschrauben, um auf Kinder aufzupassen, auch wenn es schon viel propagiert wird.
Die Frau arbeitet nun also Teilzeit (oder kann zu Hause als Hausfrau bleiben).
Und Teilzeit ist ja der größte Witz. Da wären wir also endlich an dem Punkt, auf den ich hinausmöchte: so zu tun, als ob man nur ein bisschen arbeitet und die Carearbeit dann natürlich, genau wie der Haushalt auf die Partner auch aufgeteilt wird. Nun sollte auch der Partner abends mal kochen oder nach der Arbeit den Einkauf mitbringen. Und einen Kinderarzttermin wahrnehmen. Und kindkrank nehmen.
Hahahaha – das ist, wie ich gerade lache, denn das ist natürlich wie es in der Regel NICHT läuft! Die Wahrheit sieht ganz anders aus:
Die Frau arbeitet Teilzeit, ist aber natürlich voll in das Geschehen auf Arbeit einbezogen, also in schwierigen Zeiten, in Zeiten wo Projekte fertig werden müssen oder hoher Personalmangel herrscht ist sie gefragt, involviert.
Sie ist trotzdem mehr zu Hause, also übernimmt sie die Carearbeit und den Haushalt. Und wenn ein Kind krank ist, wird auch sie eher zu Hause bleiben. Auch hier rechnet es sich übrigens wieder, wenn die Frau zu Hause bleibt, denn sich um ein krankes Kind zu kümmern bedeutet Verdienstausfall, den die Krankenkasse auffängt. Aber natürlich nicht zum vollen Lohn. Wenn also schon nur anteiliger Lohn, dann natürlich besser vom geringeren Gehalt!
Ich bin nun seit zwei Wochen zu Hause, habe ein super schlechtes Gewissen, weil ich weiß auf Arbeit wird gerade jede Hilfe benötigt, möchte aber auch, dass meine Kinder ganz gesund werden, bevor ich sie wieder wegschicke. Von Arbeit kommt vorgeschobenes Verständnis, aber das hört natürlich auch irgendwann auf. Denn man hat einen Vertrag unterschrieben!
Hier sitze ich nun, in einer Situation, die ich mir so niemals wirklich ausgesucht habe, die sich einfach eingeschlichen hat, habe ein schlechtes Gewissen, weil ich es niemanden Recht machen kann und von außen werden nur mehr und mehr Erwartungen an mich herangetragen.
Es ist in Ordnung, dass es mal schwer ist. Was nicht in Ordnung ist, ist das ich genau weiß, dass es in der nächsten Krankheitswelle ganz genauso ablaufen wird…
Hier hatte ich die Thematiken übriegns schonmal angeschrieben: Mein Mann, seine Karriere und ich. Kein neues Thema, aber sich davon frei zu machen definitiv nicht einfach.
Liebe Grüße,
eure Jenny
2 Kommentare
Jenni
Das ist so authentisch, echt und leider wahr geschrieben! Danke dafür. Auch wenn es keine (einfache) Lösung gibt, es sollte doch viel öfter ausgesprochen und sichtbar gemacht werden.
Jenny
Danke für deinen Beitrag! Ich bin immer wieder überwältigt davon, wie LANGSAM sich alles entwickelt. Man könnte meinen 2022 müsste es doch anders sein. Deswegen ist das drüber schreiben und reden wirklich so wichtig. So dass es Stück für Stück immer weiter geht, egal wie langsam, und wenigstens unsere Kinder irgendwann sagen können, dass es gerechter zugeht
Liebe Grüße,
Jenny