Stadtfeste als Hochsensible
Letztes Wochenende war das Tänzelfest, bzw. das Lagerleben hier in Kaufbeuren (hier hatte ich schon davon berichtet). Wir hatten jede Menge Spaß und waren alle Tage lange auf den Beinen. Zwischendurch habe ich mich gefragt, warum mir das in diesem Fall eigentlich so leicht fällt, da ich als Hochsensible sonst solche Spektakel gerne meide, da ich einfach viel zu schnell überreizt bin. Und da bin ich dann auch schon wieder bei den Freitagsgedanken.
Seit ich mich näher mit Hochsensibilität beschäftigt habe waren eigentlich alle größeren Feste und Veranstaltungen wegen Corona abgesagt. Das Tänzelfest ist wirklich seit langem das erste Fest und das, das könnt ihr mir glauben, ist groß. Zwei Tage Lagerleben, zwei Tage Festumzug, dazu sämtliche Proben und Vorauftritte, da Hanna mitgemacht hat. Und ich liebe es. Ich liebe die Stimmung, das Programm, die gesamte Idee, ich bin ein richtiger Fan.
Ich wusste zwar vorher schon immer, dass mir größere Veranstaltungen nicht leicht fallen und ich sie eigentlich meide, weil es mir schnell zu viel wird, aber mit dem Tänzelfest ging es mir nicht so. Da habe ich mich dann schon gefragt warum.
Ich meine, auf so einem Stadtfest kommt ja quasi alles zusammen, was der stereotype Hochsensible nicht mag oder kann: Menschenmassen, viele Eindrücke, viele Geräusche, viele Emotionen, viele Entscheidungen, eine Masse an Informationen. Warum also bin ich so gerne auf dem Tänzelfest?
Ich habe lange überlegt, ob das nun so gar nicht ins Muster passt, aber ich denke das Gegenteil ist der Fall. Ich habe und hatte meine Probleme mit der Größe der Veranstaltung, den vielen Menschen, den vielen Informationen und Entscheidungen. Aber ich habe es gerne ausgehalten. Die Quittung kam dann in den Tagen nach dem Tänzelfest: ich war fix und fertig. Drei Tage lang bin ich mit den Kindern schlafen gegangen, war tagsüber kaum zu gebrauchen.
Warum ich das schreibe? Vor allem aus zwei Gründen:
- Persönlichkeitsmerkmale sagen nicht zu 100% was wir können und was nicht, aber sie geben auf jeden Fall einen Rahmen vor. Das zu akzeptieren macht den Umgang damit leichter denke ich, vor allem wenn man gerne einmal die Grenzen übertreten möchte und sich dann darauf einstellen kann, was folgt.
- Und das Wissen darum ist eigentlich unbezahlbar. Ich war viel bewusster bei dem Fest, habe stillere Orte gesucht oder mich ganz rausgenommen, wenn ich gemerkt habe es ging nicht mehr. Weil ich nun weiß: ich kann die Pause nicht aufschieben, ich brauche sie, sonst kollabiert mein System.
Ich bin also dankbar, dass ich Stück für Stück dem näher komme, was mich ausmacht und mich kennenlerne. Das wünsche ich jedem!
Und nun ein schönes Wochenende,
eure Jenny