Hochsensibilität – typische Merkmale
Heute geht meine Reihe zur Hochsensibilität weiter. Heute soll es um typische Merkmale gehen, was natürlich merkwürdig ist, weil ich letztens noch meinte, dass es DIE hochsensible Person gar nicht gibt. Und es ist wirklich so: jeder erlebt seine Hochsensibilität anders, sie kann sich sehr unterschiedlich äußern. Und trotzdem gibt es ein paar Sachen, die den meisten gleich, oder zum mindestens ähnlich sind. Und auf die möchte ich heute im Beitrag eingehen!
Hochsensibilität ist kein offizielles Persönlichkeitsmerkmal. Deswegen gibt es keine offizielle Liste mit Eigenschaften oder Merkmalen, mit denen man es identifizieren könnte. Es gibt auch keinen offiziellen Test, vorhandene Tests sind sich zwar sehr ähnlich und liefern sehr wahrscheinlich auch eindeutige Ergebnisse. Es ist trotzdem Erwägenssache.
Hochsensible empfinden nicht gleich, reagieren nicht auf die gleichen Reize oder auf die gleiche Arte und Weise. Aber es ist ihnen gleich, warum sie so reagieren (lässt sich aber schlecht nachprüfen) und vor allem was das für Konsequenzen nach sich zieht. Und eben diese sind sich sehr ähnlich und können benannt (und getestet) werden.
Typische Merkmale der Hochsensibilität
Eine der Konsequenzen ist ganz klar, dass durch das stetige und vermehrte Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen mehr Energie verbraucht wird und Hochsensible (HSP) deshalb schneller an ihre Grenzen kommen und vermehrt Pausen brauchen. Ihnen sind eine schnellere Ermüdung und Erschöpfung gleich, vor allem wenn sie sich in Bereichen aufhalten, wo es viele Reize gibt. Oft meiden sie diese auch.
Es wird geschätzt, dass etwa 15-20% der Bevölkerung hochsensibel sind. Das sind echt viele! Vor allem dafür, dass das kaum bekannt und (noch) so negativ (aka weinerlich, zu sensibel etc.) beschrieben ist. Das heißt aber auch, dass 80-85% der Bevölkerung nicht hochsensibel ist und kaum nachempfinden kann, was in den Köpfen und Empfindungen eines HSP vor sich geht. Das Leiden darunter ist ebenfalls vielen HSP gleich.
Hier nun aber die Beispiele. Ich kann nicht allzu sehr ins Detail gehen, das würde hier den Rahmen sprengen. Gern darfst du mir aber eine Nachricht schreiben, wenn dir eine Information fehlt oder du Fragen hast!
starkes Gefühls(er)leben
- nehmen (wahre) Gefühle des Gesprächspartners schnell wahr
- Fühlen oft körperlich die Gefühle des Gegenübers, auch wenn es sich um Filme etc. handelt
- Situationsverlauf und -Ende können oft schon vorher erfühlt werden
- oft mit schüchtern verwechselt, da die meisten HSP introvertiert sind
- hoher Gerechtigkeitssinn
komplexe Denkmuster
- Smalltalk wird nicht gerne geführt, tiefsinnige Gespräche sind viel lieber
- Entscheidungen werden als schwierig wahrgenommen, weil immer alle Seiten bedacht werden
- Dinge werden genau genommen: Entscheidungen, Gespräche, Regeln etc. aber auch die eigene Arbeit, was gerne mit Perfektionismus beschrieben wird
Reaktionen anderer (normalsensibler) Personen
- Gedanken, Gefühle, Einschätzungen der HSP werden von normalsensiblen als falsch abgetan
- Oft hören HSP von verschiedenen Personen immer wieder die gleichen Sätze, die die Hochsensibilität in Frage stellen oder schlechtreden:
- “sei doch nicht so sensibel” zartbesaitet, übertrieben, launisch oder kompliziert
- “nimm nicht alles so genau” oder “leg die Wörter nicht immer auf die Goldwaage”
- HSP fühlen sich oft missverstanden und oft allein
Natürlich gibt es noch mehr Merkmale, aber das hier sind die typischsten. Hast du dich wiedererkannt?
Nächste Woche gibt es den nächsten Beitrag. Dann zum Thema, was es eigentlich bringt, die Hochsensibilität für sich als Persönlichkeitsmerkmal anzunehmen. Was es verändern kann, wenn man denkt, dass man selbst hochsensibel ist, sich damit auseinander zu setzen. Falls du die nächsten Beiträge nicht verpassen möchtest, melde dich gerne für meinen Newsletter an! In dem gibt es jeden Freitag die Beiträge der Woche direkt in dein Email Fach.
Liebe Grüße,
eure Jenny