Ich wünsch euch einen schönen Muttertag!
Genau wie der Valentinstag, Weihnachten, und alle Feiertage, ist auch der Muttertag (mittlerweile) so emotional aufgeladen, dass man gar nicht richtig daran vorbei kommt, sich wenigstens kurz damit, auch wenn nur gedanklich, auseinanderzusetzen. Auch ich habe in letzter Zeit viel über das Muttersein nachgedacht und gesprochen. Habe viel an die vergangene Zeit mit meinen Kindern, aber auch an alles, was noch kommt, gedacht. Aber ein Gedanke war immer vordergründig, und den möchte ich heute kurz mit euch teilen.
Ich bin mit meinen Kindern viel alleine, unser Papa ist dieses Jahr leider dienstlich so viel unterwegs, dass er es nicht einmal schafft regelmäßig an den Wochenenden heim zu kommen. Auch wenn ich die Zeit mit meinen Kindern sehr genieße, gerne mit ihnen zusammen bin und ich mich genau wie sie sehr über das gute Wetter und die Möglichkeiten, die es bietet, freue, so haben meine Kraft und meine Ausdauer doch Grenzen, die die beiden relativ häufig mitbekommen. Dann gibt es abends halt mal keine Geschichte mehr, das Abendessen geht schnell, oder als Rebekka krank war, musste Hanna auch manchmal alleine essen, weil ich Rebekka schon bettfertig gemacht habe. Natürlich ist es vor allem die Große die zurückstecken muss. Sie tut mir so leid in diesen Situationen. Und ich frage mich: gebe ich mein bestes? Bin ich ihr eine gute Mutter?
Natürlich habe ich dann meistens vor Augen, was ihr fehlt. Wie eben die Geschichte, oder Unterhaltungen und Gesellschaft beim Abendessen. Sollte sie das alles nicht haben können? Es tut mir vor allem leid, weil ich ihr das alles gerne geben würde. Ich lese abends nicht vor, weil Hanna das möchte (das natürlich auch), sondern weil ich das sehr schön finde. Ich mag es vor dem Schlafengehen nochmal Zeit mit ihr zu verbringen, über den Tag zu reden, zu kuscheln und in die Welt der Geschichten einzutauchen. Aber es geht schwer alleine mit zwei Kindern, und da muss die Große zurückstecken. Bin ich unfair?
Aber schon vor einiger Zeit habe ich aufgehört, mich vor mir selbst und vor anderen deswegen zu rechtfertigen. Ich gebe, was ich geben kann und ich bin fest davon überzeugt, dass ich die beste Version von mir selbst bin. Natürlich gibt es immer Raum nach oben, Raum für Veränderung. Aber jetzt zu dieser Zeit, bin ich die beste Mutter, die ich meinen Kindern sein kann! Und ich bin genauso davon überzeugt, dass das auch auf alle anderen Mütter zutrifft. Wir geben was wir können, sind für unsere Kinder und unsere Familien da, genau auf die Art und Weise, wie es uns möglich ist.
Wir sind auch nur Menschen, haben unsere Schwächen und Fehler. Aber darauf kommt es nicht an. Es kommt nicht darauf an, was wir “richtig” und was wir “falsch” machen. Es kommt darauf an, wie wir damit umgehen! Wir sollten uns von “richtigem” nicht zu falschem Stolz verleiten und von “falschem” nicht herunterziehen lassen. Wir sollten uns nicht selber dadurch bewerten und vor allem nicht bewerten lassen! Niemand steckt in unseren Schuhen, niemand kennt unsere gesamte Situation und daher kann auch niemand nachempfinden, warum wir die Dinge machen, oder sagen, wie wir sie machen (oder sagen). Wir sind alle verschieden, wir sind alle individuell, in unterschiedlichen Lebenslagen, mit unterschiedlichen Familienmodellen und unterschiedlichen Unterstützungssystemen. Wir sind alle Mütter, aber wir gehören in keine Schublade, vor allem nicht alle in die gleiche!
Aber genau das ist das Problem, der Druck kommt von außen. Zum einen durch die Anderen, die uns tagtäglich vorleben (oder es zum mindestens so tun als ob), wie man eine gute Mutter ist, Kommentare abgeben, mit Blicken andere verunsichern. Zum anderen durch die Werte und Normen, die sich so tief in uns eingebrannt haben, dass sie unser gesamten Denken durchziehen. Die fröhliche Mutter, die mit ihrem Mann und ihren zwei glücklichen Kindern im eigenen Garten am Haus das Picknick für den Nachmittag bereitet, dabei ein Lied summt und in ihrem Sommerkleid einfach wunderschön aussieht, das ist keine Realität, sondern die Toffifeewerbung.
Die Gesellschaft erwartet zu viel von Frauen und Müttern, ohne ihnen überhaupt eine Chance zu geben. Bevor ich Mutter wurde habe ich (total blauäugig!) noch an den Traum geglaubt, dass Frauen mittlerweile annähernd die gleichen Chancen haben, das Frauen die Freiheit haben zu wählen, das Frauen sich emanzipiert haben. Aber schon nach der Geburt von Hanna wurde mir klar, dass wir gar nicht so weit von 1950 entfernt sind. Ich habe euch in diesem Beitrag schon einmal erzählt, wie unsere Familienplanung aussah, und was am Ende daraus geworden ist. Wie ich gedachte habe, dass ich eine Familie und eine Karriere haben kann. Umso schlimmer war der Sturz in die Realität, vor allem hier in Bayern, als mir klar wurde, dass man als Mutter von zwei Kindern kaum noch Chancen hat. Oder zum mindestens keine Chancen hat, beides zu haben: Kinder und eine Karriere.
Ich hatte schon immer das Problem mit den Erwartungen. Vor allem von mir erwarte ich sehr viel, mehr als meistens möglich ist. Das ist manchmal gut, weil es mich antreibt. Aber manchmal ist es eben nicht gut, weil ich nicht von heute auf morgen die Umstände ändern kann. ich bin hier an die Kita Öffnungszeiten gebunden, an Arbeitgeber und die Möglichkeiten (die schon alles ausschließen, was ich gerne machen möchte). Ich kann nur innerhalb meiner eigenen Kräfte handeln, kann nur hergeben, was ich auch selber leisten kann. Und auch wenn ich unsere Situation nicht als schlimm oder schlecht bezeichnen würde, so ist sie doch anstrengend und traurig. Ich mache das beste daraus und gebe meinen Kindern tagtäglich alles was ich kann. Und wenn das keine Gute Nacht Geschichte beinhaltet, ist das nicht schlimm! Denn meine beiden Töchter merken, dass es mir nicht egal ist, dass ich für sie da bin. Das ich sie liebe. Denn es zählt nicht was fehlt, sonderns es zählt das, was wir haben. Und wir haben so viel, wir haben uns, wir haben eine wunderschöne Beziehung zueinander, wir können gemeinsam lachen, uns unterhalten, durch die Welt streifen und Kleinigkeiten entdecken.
Ich bin die beste Mutter, die ich sein kann und das ist jede Mutter.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Muttertag! Vor allem dir: Liebe Mama, auch wenn wir ihn nicht gemeinsam verbringen, ich denke an dich!
Eure Jenny