Kompromisse in der Berufswahl
Neuer Freitag, neue Freitagsgedanken. Noch so ein Thema rund um Familie und Beruf, letztens hatte ich es ja schon mit dem Thema Geld. Ich weiß, das kommt jetzt hier sehr häufig, aber das beschäftigt mich gerade einfach. Und genau das sollen die Freitagsgedanken ja auch wiederspiegeln.
Und noch ganz kurz zu den Freitagsgedanken: ich bemühe mich wirklich wirklich jeden Freitag welche online zu stellen, Gedanken habe ich auf jeden Fall genügend, aber das Leben winkt manchmal kurz und sagt: erstmal hierher bitte. Das ganze soll also wöchentlichen Charakter haben, aber seht es mir nach, wenn es mal nicht klappt.
Kompromisse. Wenn man Kinder hat, muss wenigstens einer sie irgendwie eingehen, außer seine Berufswahl ist glücklicherweise total familienfreundlich. Was leider auf die meisten Berufe nicht zutrifft. Schichten, Wochenendarbeit, keine Rücksicht auf Ferienzeiten der Kinder (denn haha Urlaubstage sind ja quasi ein Witz) und Verantwortung. Einer muss die Kinder im Blick haben und der muss einen Beruf ergreifen, der familienfreundlich ist.
Habe ich so gemacht. Unser Papa ist fast nie zu Hause. Unter der Woche kommt er meist erst 18 Uhr, wegen Pendelei, und dann ist er auch so oft ganz weg. Ich musste also einen Beruf ergreifen, bei dem ich zeitlich flexibel bin, auf jeden Fall in den Betreuungszeiten der Kinder arbeiten kann und auch so Rücksicht auf mich genommen werden kann, weil es sein kann, dass ich ausfalle. Ich arbeite weit unter meiner Ausbildung (was natürlich nicht unbedingt sagt, ob es nicht trotzdem spaßig und erfüllend sein kann) und somit auch weit unter meinen Gehaltsvorstellungen.
Wenn wir hier zu Hause besprechen, wie es zukünftig mal aussehen kann, wie wir uns verändern könnten, kommen wir oft an den Punkt, wo wir merken: hier müssen echt große Kompromisse geschlossen werden.
Ich bin bei einem Bundesprogramm angestellt. Über mir schwebt also immer die Möglichkeit, dass es nicht verlängert wird und ich kurzerhand einen neuen Job brauche. Diesen Winter zum Beispiel. Und dann mache ich mir Gedanken, was eigentlich noch so möglich ist und merke schnell: vor allem Kompromisse. Was ich machen wollte habe ich aufgegeben, weil ich das mit Kindern (und ohne Angehörige, die mir bei den Kindern helfen können) nicht gepackt hätte.
Was ich mir sonst noch so vorstellen könnte ist eigentlich auch davon abhängig, wie es mit den Kindern weitergeht. Wir könnten ja natürlich sagen: jetzt ist der Papa dran und ich mache beruflich mal, worauf ich Bock habe. Aber das ist nicht drin, weder vom Gehalt noch von seinen Möglichkeiten gerade und außerdem arbeitet er ja in dem Feld, in dem er arbeiten möchte.
Das Ganze kann man nun so sehen: Verdammt nochmal komm damit klar, dass halt nicht alle alles haben können. Ist doch schön, wenn wenigstens einer beruflich zufrieden ist und such dir halt was neben der Arbeit was dich erfüllt.
Oder aber auch so: Es braucht nur Zeit, wenn die Kinder nicht mehr so abhängig von dir sind, oder du von den Kindern, kommt deine Zeit schon.
Aber auf keinen Fall so: Schei* drauf, mach was du willst und stell die Familie hinten an.
Denn ich liebe meine Familie und bin gerne für meine Kinder da. Es stört mich nur, dass das nicht vereinbar ist. Und mal ganz ehrlich, in den zwei Szenarien, die ich mir ausmale, die möglich sind, bin ich vorerst der Verlierer. Und das erscheint mir irgendwie unfair, gemein und nicht richtig. Es ist okay, dass man Kompromisse schließen muss, man kann halt wirklich nicht alles haben. Aber ich habe das Gefühl, dass vor allem ich das bin, um nicht zu sagen: vor allem Frauen.
Oder übersehe ich eine Möglichkeit?
Eure Jenny