Warum ein einfühlsamer Umgang mit Kindern nichts negatives ist
Wir sind letzte Woche wieder in den Alltag gestartet. Nachdem Hanna erst am Montag aus dem Urlaub zurück gekommen ist, hatten Hanna und Rebekka am Dienstag ihren ersten Kindergartentag. Hanna hat sich unglaublich auf ihre Freundin und die anderen Kinder gefreut, bei Rebekka konnte ich es nicht abschätzen. Immerhin haben wir ihre Eingewöhnung erst Anfang Dezember richtig beendet und im Dezember war sie zusätzlich zu den beiden Ferienwochen noch eine Woche krank zu Hause. Praktisch schon wieder komplett draußen, aus dem Kindergartentrott. Also habe ich mir gedacht, wir fahren Montag Nachmittag schon mal die ganzen Wechsel- und Windelsachen hin und sagen mal Hallo…
Der Kindergartenbesuch
Am Montag Nachmittag waren wir also im Kindergarten, haben die Sachen in die Boxen gebracht, bzw. angehangen und sind dann in Rebekkas Gruppe Hallo sagen gegangen. Rebekka war ganz aus dem Häuschen, und die anderen Kinder auch! Es war so schön zu sehen, wie sich alle gefreut haben wieder beieinander zu sein.
Rebekkas Bezugsbetreuerin war auch dort und hat sich sehr gefreut. Wir kamen ins Gespräch und ziemlich schnell sagte sie zu mir: “Sie gehen wirklich sehr einfühlsam mit ihren Kindern um, das merkt man sehr. Damals schon, als Rebekka noch gar nicht hier war und Sie sie im Garten immer schon mit mir in Kontakt haben kommen lassen, da hat man schon gemerkt, wie wichtig Ihnen ist, das Rebekka hier gut ankommt. Und auch jetzt, dass sie Hallo sagen kommen. So etwas hatte ich in meiner gesamten Zeit als Betreuerin noch nicht erlebt. Die Kinder sind halt da, wenn sie da sind normalerweise.”
Natürlich sorge ich mich darum, wie mein Kind in der neuen Umgebung ankommt und aufgenommen wird. Immerhin möchte ich sichergehen, das es meinem Kind gut geht und das es sich wohlfühlt (nicht zuletzt wegen unser schrecklichen Erfahrungen mit Hannas Tagesmutter). Ich denke, es ist wichtig, auf seine Kinder einzugehen und Ihnen zu erklären was kommt, auch wenn man vielleicht noch gar nicht sicher ist, ob sie alles verstehen. Am Ende verstehen sie doch mehr, als wir ahnen. Ich freute mich also über die Worte und nahm sie als positiv auf. Aber dann sagte sie folgendes:
“Ja, nun gut, dass ist halt ihre Art. Können sie ja so machen.”
Ja, eine meiner für andere nervtötende Eigenschaft ist es (um eine gängige Redensart und die Worte meiner Mutter zu benutzen): jedes Wort auf die Goldwaage zu legen (ich bin voll und ganz Sozialwissenschaftlerin, wie könnte ich auch anders?).
Dieser Satz relativierte alles davor Gesagte wieder und zeigt, dass es halt nicht gängig, eher eine Eigenart von mir ist. Das finde ich aber schade.
Warum ich den einfühlsamen Umgang mit Kindern für wichtig halte
Warum habe ich so gehandelt, wie ich gehandelt habe? Was habe ich mir dabei gedacht? Ganz einfach: Wie würde ich mich fühlen, wenn ich nach 3 Wochen Urlaub mit meiner Familie ohne Vorwarnung zwei Stunden früher als sonst aus dem Bett geschmissen werde und dann zu meinem Arbeitsplatz gefahren werde, an dem ich gerade erst angefangen habe. Ja richtig, ziemlich blöd und überrumpelt. Und ich denke, Kinder fühlen sich genauso. Viel zu oft übergehen wir sie, weil wir meinen, sie verstehen das eh nicht, wenn wir ihnen etwas erklären wollen, oder weil sie vielleicht wirklich nicht verstehen. Rebekka kann zur Zeit einfach noch nichts mit “Morgen gehst du in den Kindergarten” anfangen. Morgen – Viel zu abstrakt. Manche meinen auch, Kinder müssen eh nur machen, was ihnen von den Erwachsenen gesagt wird. Geht es in den Kindergarten, geht es halt in den Kindergarten. Oder wie die Betreuerin sagte: die Kinder sind halt da, wenn sie da sind.
Aber ganz ehrlich: mir fehlt da die Wertschätzung. Ich möchte über meine Kinder nicht einfach verfügen, ich möchte ihnen nicht diktieren und befehlen. Ich möchte dass sie Anteil haben, ich möchte dass sie verstehen. Und dazu gehört auch Pläne und Gedanken zu teilen. Natürlich können sie reichlich wenig dagegen ausrichten, dass sie in den Kindergarten gehen (zum Glück gehen beide ja gerne), aber ich kann sie nicht einfach ins kalte Wasser springen lassen, ich kann sie vorbereiten, kann mit ihnen reden. So wie ich es auch bei meinen anderen Mitmenschen tuen würde.
Warum findet jemand es komisch, wenn ich meine Kinder so behandle, wie ich meine erwachsenen Mitmenschen behandeln würde? Denn jetzt mal ganz ehrlich, wer von euch ist nicht schon mal einen neuen Arbeitsweg vorher abgefahren, hat neue Arbeitskollegen bei Instagram oder Facebook gestalkt, oder hat sich einfach lang und ausgiebig mit Freunden ausgetauscht, bevor es zur neuen Arbeitsstelle ging? Für uns ist das alles normal, aber unsere Kinder haben diese Möglichkeiten nicht, sie sind von uns abhängig. Sie sind davon abhängig, dass wir das für sie übernehmen. Sie sind davon abhängig, dass wir sie begleiten und vorbereiten. Und meines Erachtens gehören dazu auch diese “Kleinigkeiten”…
Liebeste Grüße,
eure Jenny