Leben mit Baby,  Leben mit Kind

Wenn die Tagesmutter übergriffig wird und Eltern schweigen

Ich bekomme ein Engegefühl in der Brust. Alles zieht sich zusammen, mir wird ganz flau im Magen. Vielleicht kennt ihr das Gefühl, das euch überkommt, wenn alte, schlimme Erinnerungen wieder hoch kommen. Ich könnte losheulen, aber vor allem empfinde ich wieder diese Wut. Ich kann der Mutter sehr gut nachempfinden, die diesen Brief an die Betreuerin der Kita geschrieben hat, in der letzten Herbst Fälle von Kindesmisshandlung bekannt wurden. Sie schreibt über Wut. Wut, wegen einer Tat, die leicht hätte verhindert werden können. Wut, wegen einer Tat, die sich gegen die Kleinsten und Wehrlosesten richtet.

Auch uns ist es passiert. Auch wir haben unser Kind von einer Person betreuen lassen, die die Kinder misshandelt hat. “Misshandelt? Wurden sie grün und blau geschlagen?” Werde ich dann oft gefragt. Nein, das wäre wohl auch zu auffällig. Und es gibt weit mehr Wege der Misshandlung, Erniedrigung und Verletzung.

Die Entscheidung zur Fremdbetreuung

Als Hanna geboren wurde, war ich gerade am Ende meines Bachelor Studiums. Uns war von Anfang an klar, dass unser Papa so lange es geht mit ihr zu Hause bleibt, ich zu Ende studiere. Und sie dann fremdbetreut wird. Das mit der Fremdbetreuung liegt mir schon von je her schwer im Magen. Mir geht es da wohl ähnlich, wie den meistens Mamis: mir fällt es schwer meine Kinder von Personen betreuen zu lassen, die ich nicht kenne. Mir fällt es schwer darauf zu vertrauen, dass andere Menschen wirklich in jedem Moment nur das beste für mein Kind wollen, vor allem, wenn gleichzeitig noch 20 andere Kinder komplett konträre Dinge benötigen.

Wir haben uns dafür entschieden Hanna zu einer Tagesmutter zu geben. Das kam uns familiärer vor. Kleiner, übersichtlicher. Ich habe mir alle infrage kommenden Tagesmütter angeschaut, habe mit allen gesprochen, wir haben uns wirklich lange und genau überlegt, wo wir Hanna hingeben möchten. Wem wir unsere Tochter anvertrauen wollen.

Wir haben die falsche Wahl getroffen

So sehr mich dieser Satz schmerzt, immerhin suggeriert er, dass es mit meine Schuld ist, dass ich es hätte besser wissen müssen, so sehr macht er mich auch wütend. Warum gibt es in der Kinderbetreuung überhaupt eine falsche Wahl?

In einer eigens dafür hergerichteten Wohnung wurden von zwei Tagesmüttern bis zu 10 Kinder betreut, meist waren weniger da. Mir kam das “besser” vor, da so eine Person nie alleine mit den Kindern war, Probleme wie Toilettenpausen und Essenkochen leichter umgangen werden konnten.

Von Anfang an (nach unserer Eingewöhnung, da war alles noch bestens und so, wie ich es mir vorgestellt hatte) kam mir etwas komisch vor. Hanna hat nie geweint, wenn wir sie abgegeben haben, dafür war sie viel zu begeistert von den neuen Möglichkeiten. Aber irgendetwas war nicht in Ordnung. Zuerst habe ich nur mit unserem Papa darüber geredet. Der vertraut mir eigentlich bei allem, was die Kinder betrifft. Aber es gab nichts konkretes, Hanna konnte sich nicht äußern und alles schien gut zu sein. Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, die eigentlich auch immer dafür ist seiner Intuition zu folgen, aber wenn nun anscheinend alles okay ist? Ich habe mich selber für verrückt gehalten. Woher sollte ich auch wissen, wie es sich anfühlt, sein Kind wegzugeben? Natürlich dreht da jede Mutter erstmal mehr oder weniger durch! “Lass los” bekam ich mehr als nur einmal zu hören.

Mein Kind fing an, sich selber zu schlagen

Das war wirklich eine sehr sehr schwierige Zeit, an die ich nicht gerne zurückdenke. Immer wenn Hanna etwas gemacht hatte, was “falsch” war, wir ihr zum Beispiel gesagt haben, dass sie etwas bestimmtes nicht tun kann, oder soll, oder wir ihr “nein” sagten, fing sie an sich zu schlagen. Keine Batscher, kein Hauen. Sie schlug sich mit voller Wucht ins Gesicht. Das war kurz nach Neujahr, etwa 2 Monate nach ihrem ersten Tag.

Ich konnte es nicht ertragen, dass mein Kind so mit sich selber umging. Die meisten sagten mir, dass Kinder das machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber das war anders. Mein Kind schlug sich, um sich scheinbar zu bestrafen. Ein Gedanke, den ich bis heute kaum ertragen kann. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mir sicher war, das ich richtig lag: es WAR etwas nicht in Ordnung! Doch was nun?

Was kann man tun, wenn man bei der Betreuung seines Kindes Zweifel hat?

Das offensichtlichste ist natürlich, die Betreuer auf die eigenen Zweifel und Ängste anzusprechen. In einem guten Betreuungsverhältnis sollte es möglich sein, über seine Gefühle reden zu können und die Betreuer sollten in der Lage, sprich geschult darin sein, den Eltern die Zweifel zu nehmen. In unserem Fall aber habe ich nicht gesehen, warum uns das etwas bringen sollte. “Hallo, schlagen sie mein Kind?” Da würde doch kein vernünftiger Mensch mit Ja drauf antworten.

Also fing ich an unangemeldet dort aufzukreuzen, was heißt, dass ich sie einfach früher abholte, als vereinbart, oder noch etwas vorbei brachte, was ich vorher “vergessen” hatte. Und die Tagesmütter  fingen postwendend an mich zu schikanieren. Sie stritten mit mir um Geld, das ihnen nicht zustand (wir machen um 7 auf, also zahlen sie ab 7, egal ob ihr Kind erst um 9 kommt oder nicht!), meckerten an jeder Kleinigkeit herum (Hanna hat das falsche Frühstück mit, Hanna ist nicht richtig angezogen…).

Dann kam es das erste Mal vor, dass ich etwas hörte.

Ich kam gerade zur Tür herein, wieder unangemeldet, da hörte ich die Tagesmutter ein Kind in Grund und Boden schreien, im Nebenzimmer. Wohl war mir nicht dabei, aber ich sagte nichts. Mein schlechtes Gefühl verstärkte sich nur.

Dann kam es das erste Mal vor, dass ich etwas sah

Ich sehe es heute noch direkt vor mir: Ich kam herein und mein Kind saß in der Ecke auf dem Töpfchen, eingeklemmt mit einem Stuhl. Als ich fragte, was das soll, sagte mir die Tagesmutter: “Sie will nicht sitzen bleiben, aber der Töpfchenkreis ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit”

Ich war mehr als entsetzt. Und ich begann die anderen Eltern zu kontaktieren. Alle hatten mittlerweile ein komisches Gefühl, niemand tat etwas. Eine andere Mutter beobachtete auch, das ihr Kind sich schlug. Genauso doll wie Hanna, immer wieder.

Das kann doch nicht sein! Da stimmte etwas nicht, und nur weil man das nicht in Worte greifen kann, heißt das ja nicht, dass es falsch, oder nicht da ist.

Ich bin zur zuständigen Abteilung für Tagespflege in der Stadtverwaltung gegangen. Und das war die mit größte Enttäuschung meines Lebens.

Wir waren bei der zuständigen Bearbeiterin und noch bevor ich etwas sagen konnte sprach sie mich an: “ach sind sie wegen dem Vorfall von Frau X hier? Nein?!” (Datenschutz Ahoi) Ich schilderte ihr den Sachverhalt und meine Gefühle und hoffte auf Unterstützung. Denkste! Es kamen nur Aussagen wie: “wenn sich zwei Kinder schlagen, ist das keine individuelle Reaktion, oder Verarbeitung eines Vorfalls, sondern die normale Entwicklung. Ich weiß das, ich bin Entwicklungspsychologin.” Wollen sie mich vielleicht verarschen?? Auch ich studiere Psychologie, und son riesen Mist habe ich noch nie gehört! (Hätte ich sagen sollen, ich versuchte es aber lieber weiter sachlich) Sie glaubte mir nicht und versicherte nur, das sie sich darum kümmert. Es wird einen offiziellen Besuch geben, an dem sie sich alles anschaut.

Wie zu erwarten war, gab es an diesem Besuchstag nichts auszusetzen, alles verlief super harmonisch, alle Kinder waren Happy. Keine Anzeichen dafür, dass die Kinder sich unwohl fühlten.

Aber mein Kind schlug sich immer noch, ich war am Ende.

Da die Dame von der Stadt von einem Vorfall gesprochen hatte kontaktierte ich wieder die anderen Eltern. Am Ende haben sich meine Befürchtungen nicht nur bestätigt, es war alles viel dramatischer, als ich es mir hätte vorstellen können.

Eine Mutter kam herein, als eins der Kinder gerade eins auf den Mund bekam, als es nicht aufhören wollte zu weinen. Ich traf mich mehrmals mit ihr, sie erzählte mir, dass die Kinder nicht nur ins Gesicht geschlagen werden. Ihre Tochter wurde mehrfach ans Bett gefesselt, als sie nicht schlafen wollte. Die Tagesmütter wurden übergriffig. Ihre Tochter saß mehrmals mit blauen Flecken beim Arzt, die von Händen zu kommen schienen, der Kinderarzt wollte wohl allerdings keine Aussage dazu (unter-)schreiben, weil solche Flecken verschiedene Ursachen haben können und es schwer ist sich darauf festzulegen, immerhin geht es hier um den Ruf zweier Frauen (Wie bitte?? Eigentlich totaler Quatsch, das habe ich aber so von der Mutter erfahren. Wie das wirklich ablief bleibt wohl zwichen ihr und dem Arzt). Andere Mütter haben auch mehrmals beobachtet, dass die Kinder allein in Räume gesperrt wurden. Sie wurden festgeklemmt, damit sie nicht aufstehen konnten. Keine der Mütter war bei der Stadt, keine der Mütter hat sich je dazu geäußert.

Ich ging zur Polizei. Und ich konnte nichts machen, ich war komplett machtlos. Denn nicht mein Kind wurde geschlagen. Mein Kind wurde nur vermutlich geschlagen und festgeklemmt, das reicht leider nicht für eine Anzeige “die auf etwas hinausläuft”. Anzeige erstatten können nur die Mütter mit Beweisen. Wollten sie aber nicht. Falls ihr euch fragt warum: Nunja, das frage ich mich auch. Sie wollten einfach nicht. Punkt, aus. Erklärungen hatten sie nicht.

Mir reichte es. Ich meldete Hanna von heute auf morgen ab. Das hätte ich schon viel früher tun sollen.

Alle Mütter (von 10 Kindern waren von einem Monat auf den anderen nur noch 3 da) haben ihre Kinder “sofort” dort weggeholt, als ich darauf drängte, dass die Mütter mehr untereinander redeten und die Vorfälle so die Runde machten.

Allerdings haben die Tagesmütter noch ein ganzes Jahr weiter praktiziert. Die Polizei hat mir geraten nichts zu unternehmen, weil alles in Verleumdung enden kann. Ich habe keine Beweise, also auch kein Recht.

Eine Gesellschaft, in der misshandelnde Tagesmütter und Erzieherinnen gedeckt werden

Wo leben wir hier bitte? Alle Institutionen, Arzt, Jugendamt, Polizei, waren eingeschaltet, keine hat etwas unternommen. Ich war selten so enttäuscht und habe mich so hilflos gefühlt, wie zu dieser Zeit. Und wenn ich heute daran zurückdenke, auch nach alle den Jahren, steigt eine Wut in mir hoch, die mir fast den Brustkorb sprengt. Ich habe nicht auf mich gehört und mein Kind neun Monate bei diesen Frauen gelassen. Ich konnte nichts machen, außer sie dort am Ende abzumelden. Niemand hat geholfen.

Was kann man machen, wenn niemand  hilft?

Eben doch aktiv werden. Verleumdung hin oder her, es war klar, was dort gelaufen ist und ich habe so viele Mütter und Tagesmütter wie möglich informiert. 3 Monate später konnten wir Hanna nicht mehr zu Hause betreuen, ich habe gerade meine Bachelorarbeit geschrieben und hatte ein Praktikum, die Masterzulassung war auch bereits durch. Es half nichts, wir mussten sie wieder fremdbetreuen lassen. Wir haben uns wieder für eine Tagesmutter entschieden. Auch wenn mir das wahnsinnige Bauchschmerzen bereitet hat, war es dieses Mal eine gute Entscheidung. Sie war sehr fürsorglich, offen und einfach das komplette Gegenteil von denen davor. Vor allem konnte ich offen mit ihr reden, wenn ich Zweifel wegen irgendetwas hatte. Mit ihr konnte ich über die Erfahrungen reden, die wir gemacht haben.

Und das kann ich auch nur allen anderen betroffenen Müttern raten. Redet darüber. Redet mit euren Vertrauten, damit es euch nicht auffrisst. Und redet mit anderen Eltern darüber. So etwas kann nicht totgeschwiegen werden. Wendet euch an die zuständigen Institutionen, den sie sollen (eigentlich) helfen. Sie sind dafür da, genau solche Vorfälle zu verhindern und gegebenenfalls zu ahnden. Es kann nicht möglich sein, dass übergriffiges Verhalten, Schlagen, Einsperren von allen Beteiligten gebilligt wird. Es geht um unsere Kinder! Die Kleinen können sich nicht wehren und sich nicht verständlich äußern, das müssen wir für sie tun.

Und vor allem hört auf euch selber. Ihr kennt eure Kinder und merkt auch jede noch so kleine Veränderung. Ob sich das Kind nur unwohl fühlt, vor der neuen Situation Angst hat, oder wirklich etwas Schlimmes passiert ist, ist zweitrangig. Der Grad zwischen ‘ich betuddel mein Kind, und lass es niemals aus den Augen’ und ‘ich merke, da stimmt etwas nicht’ ist oftmals seeehr dünn. Aber ich denke mir: lieber einmal zuviel Sorgen gemacht, als solche Erfahrungen machen zu müssen. Es geht hier nicht um ein aufgeschrammtes Knie auf dem Spielplatz, sondern um die physische und psychische Gesundheit, die Spure im gesamten weiteren Leben hinterlässt.

Es gibt zahlreiche Seiten für Prävention und zur Hilfe, wenn man den Verdacht der Misshandlung hat, egal ob beim eigenen, oder bei anderen Kindern. Diese Seite der Polizeilichen Kriminalprävention ist nur ein Beispiel, wie man selber schnell an Anlaufstellen und Telefonummern kommen kann.

Eure Jenny

 

 

13 Kommentare

    • Berggeschwister

      Sie haben ein Jahr weiterpraktiziert, aber auch in diesem Jahr sind ihnen irgendwann die Eltern abgehauen. Dann haben sie ihr “Unternehmen” geschlossen, bevor weiteres passieren konnte (das war zum mindestens die öffentliche Darstellung, ich hoffe ja, dass sie gegangen wurden und nur ein Skandal verhindert werden sollte). Gut, dass sie weg sind; schlecht, dass es so lange gedauert hat!

  • Sabrina

    Hallo Jenny,

    das ist wirklich eine schreckliche Geschichte. Das tut mir so leid, dass ihr solche Erfahrungen gemacht habt. Unser Zwerg ist ja bei Tageseltern untergebracht. Es ist wirklich schade, dass es immer wieder schwarze Schafe gibt. Ich bin froh, dass bei der nächsten Tagesmutti besser war.

    Liebe Grüße Sabrina

    • Berggeschwister

      Hallo Sabrina,
      ich hatte schon in deine Blogparade reingelesen und wollte dazu auch auf jeden Fall einen Beitrag schreiben, weil wir nach dieser wirklich schrecklichen Geschichte auch sehr schöne Erfahrungen gesammelt haben und ich es eigentlich nur empfehlen kann eine Tagesmutter bei der Betreuung in Betracht zu ziehen. Schwarze Schafe wird es wohl leider immer geben, da kann man auch als Mutter wohl wenig machen…
      Liebe Grüße,
      Jenny

    • Mia

      Hallo Jenny. Deine Geschichte ist schon länger her und ich weiß nicht ob du noch Zugriff hast, aber vielleicht habe ich Glück! Ich habe beim lesen deiner Geschichte wirklich mitgefühlt und kann in etwa deine Gefühlswelt total nachvollziehen. Wir sind seit fast vier Monaten bei der Eingewöhnung einer Tagesmutter die neben unserem Kind, ihr eigenes und zwei weitere betreut. Ich war bis gestern und am Anfang, Vier Male nicht dabei und ab heute soll es unser Kind länger als 3 Stunden da sein. Leider habe ich irgendwann durch die Mitsitzerei gemerkt das etwas nicht stimmt, aber ich dachte, das dass schon wird und das Gefühl weg geht. Es ist schwer in Worte zu fassen, die Tagesmutter hat mich beispielsweise oft indirekt angelogen oder hat Dinge erzählt die nicht so wirklich stimmen können und ich weiß nicht ob viele TM denken wir Eltern seien doof, aber als ich einmal mit meinen Kind an einem Donnerstag kommen wollte, sagte sie wir sollen nicht kommen weil sie zu ihrem Frühstückstreff geht-das ging 8 Wochen und ich habe da Rücksicht genommen, aber als sie letzte Woche anfing zu fragen was wir machen, da sie sich die Woche mit anderen TM treffen möchte, sagte ich ganz freundlich, dass mein Kind gut integriert ist und da mitkommen kann. Ich habe den Eindruck, dass sie total passiv ist und überfordert, da ihr eigenes Baby dabei ist und ich bin ehrlich, ich glaube sie spielt eine Rolle, da ich oft gesehen habe, wenn ich gerade nicht in ihrer Reichweite war, weil sie Windeln wechseln wolltw oder etwas holen wollte etc., dass sie den Kindern gegenüber grob ist- dem einem Kind hat sie den Schnuller ihres Kindes aus dem Mund gerissen und das andere Kind hat sie nachdem es ihrem Kind etwas vors Gesicht geworfen hat, ganz schnell genommen und es am Handgelenk so komisch berührt. Sie hatte beide Male gesehen das ich durch die Neugierde meines Kindes , diese Situationen gesehen habe und ich habe sie mit einem fragenden Blick angeschaut und sie hat sich gut rausgeredet, bzw. so getan als ob das zweite Kind mit dem Handgelenk sich selber weh getan hätte – Kinder vergessen schnell in dem Alter und ich bin mir sicher das sind nur oberflächliche Dinge die passieren in meiner Anwesenheit-mein Kind hat sie mehrmals”nur” weggeschoben-was ich eigentlich sagen möchte, das ich ihr nachdem zweiten Tag schon nicht mehr getraut habe und ich jetzt gestern mal von mir aus einen Plan zu Eingewöhnung gemacht habe, weil ich auch ein Studium zu Ende machen möchte, aber ich nachdem mein Kind gestern eine Stunde da war , ein sehr ruhiges Kind, was sich an mich geklammert hat und bis Nachmittags nicht gelächelt hat, abgeholt habe und jetzt nicht weiß ob ich einfach erstmal weiter schauen soll oder kach 4 Monaten sage das es reicht und ich bis nächsten August auf einen Kitaplatz warte….. der Mann der TM ist auch zu Hause und macht HomeOffice und der ist einmal raus gekommen und hat geschrien das die Kinder laut sind-es war überhaupt nicht laut. Ich merke ich habe sehr oberflächlich geschrieben, aber in mir ist pure Verzweiflung und ehrlich gesagt möchte ich mein Kind da nicht mehr hinschicken…..

      • Jenny

        Ich kann deine worte so gut nachempfinden und spüre deine Zweifel. Und vor allem diese Wehrlosigkeit, die das ganze auslöst. Kinderbetreuung ist eine wirklich schwierige Sache, denn einerseits sind wir auf Betreuungsplätze – die es viel zu wenig gibt und für die das Personal viel zu wenig geschult wird – angewiesen, anderseits wollen wir (zum mindestens die Mehrheit), dass es unseren Kindern gut geht, dass sie behütet betreut werden und alles im besten Sinne geschieht in unserer Abwesenheit. Ich kann dir natürlich nur erzählen, was ich erlebt habe, keine Situation ist gleich und niemand kann einen anderen Menschen beurteilen, vor allem nicht, wenn man ihn nicht (wirklich) kennt. Deswegen einfach ein paar Gedanken von mir, in der Hoffnung, dass sie dir helfen:

        du schreibst: “Kinder vergessen schnell in dem Alter” was ich so nicht für ganz wahr halte. sie können auf diese Erinnerungen nicht mehr explizit zugreifen, im Körpergedächtnis bleiben solche Erfahrungen aber dennoch erhalten. Nur so am Rande, denn ich glaube dass sie sehr wohl Einfluss auf unsere Entwicklung nehmen können.

        Du kennst dein Kind, wenn du das Gefühl hast es geht im dort nicht gut oder seine Sicherheit ist dort nicht gewährleistet, dann traue dir und deiner Intuition. Sie ist kein unbestimmtes Gefühl sondern ein wertvoller Wegweiser. Lieber zu viel gesorgt, als sich hinterher fragen zu müssen, warum man seine Gefühle ignoriert hat (wie ja auch in meinem Fall, meine Tochter war fast ein Jahr bei dieser Tagesmutter! Furchtbar!)

        Ich habe zwischenzeitlich in Kindergärten und Kindergrippen gearbeitet und kann damit leider auch sagen, dass ein Wechsel nicht unbedingt mehr Qualität in die Betreuung bringt (was wirklich traurig ist). Aber du hast auf jeden Fall verschiedene Varianten, vielleicht geht es dir schon besser, wenn du alle mal auslotest. Ich hatte zum Beispiel an meiner Uni auch eine Kinderbetreuung, zu der ich meine Tochter Stundenweise zu den Vorlesungen bringen konnte. Oder eine neue Tagesmutter. Oder einen Krippen/KitaPlatz, den du dir ausgesucht hast.

        Letztlich bleibt natürlich das offene Gespräch mit der Tagesmutter. Vielleicht ist es nur eine stressige Zeit (was körperliche Übergriffe natürlich trotzdem in keinster Weise rechtfertigen würde) oder oder oder…

        Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute udn hoffe, dass sich das Ganze bald auflöst und du dich wieder wohler fühlen kannst bei der Betreuung!

        Liebe Grüße,
        Jenny

  • Katja

    Hallo Jenny, es fällt mir unheimlich schwer dies zu lesen. Ich kann gar nicht fassen, dass Menschen zu so etwas in der Lage sind! Zumal sie sich doch diesen Beruf ausgesucht haben. Zum Glück konnstest du auch positive Erfahrungen machen; manchmal tut es ganz gut, wenn man dazu gezwungen wird!
    Ich hoffe, dass deinen kleine die schlimme Zeit verarbeiten kann!
    Liebe Grüße
    Katja

    • Berggeschwister

      Danke Katja, mir fällt es selber immer noch schwer zu glauben. Aber ich fürchte, dass die Kinderbetreuung ein Bereich ist, in denen sich einige schwarze Schafe tummeln können, weil es “leicht” ist, dort rein zu kommen. Ich habe von vielen gehört, dass das halt ein Ausweg ist, um nicht Arbeitslos zu werden, egal ob man den Job mag oder nicht. Denn es gibt immer genügend Kinder, die betreut werden müssen. Furchtbar!
      Liebe Grüße,
      Jenny

  • Saso

    Liebe Jenny,
    ich bin gerade mal 22 Jahre alt und ich habe einige Nichten und Neffen. Eine davon, was ich zu 100% weiß, war auch bei einer Tagesmutter, bei der sie misshandelt wurde. Es zerreißt mir das Herz, dass es solche Menschen gibt. Wie kann man bitte Kindern so etwas antun? Wie wenig Herz, Verantwortung und Liebe kann man haben? Ich fühle in mir eine gewisse Sprachlosigkeit, wenn ich sowas lese, weil es einfach zu viele Gefühle gibt, die ich empfinde. Danke dafür, dass du es aufgeschrieben hast, auch wenn es dir schwer fiel. Alle Mamas und auch Bekannte/Verwandte/Freunde der Mamas sollten unbedingt die Augen und Ohren offen haben.
    Liebe Grüße
    Saso

    • Berggeschwister

      Liebe Saso, fast genauso schrecklich, wie die Taten selber ist dieTatsache, dass nicht darüber gesprochen, es sogar meistens vertuscht und verschwiegen wird. Ich habe lange überlegt, ob ich den Text wirklich veröffentlichen soll, den so eine Erinnerung ist schwer preiszugeben. Aber ich kene so viele Eltern, die misshandlungen im Kindergarten und bei Tagesmüttern für unwahrscheinlich halten, dass ich es tun musste. Es ist nicht unwahrscheinlich, leider. Das du soetwas miterleben musstest tut mir sehr leid für dich und deine Familie. Ich hoffe ihr kommt darüber hinweg, vor allem die Kleine!
      Liebe Grüße,
      Jenny

  • carnam ilinga

    Mir will nicht in den Kopf, wie man als Mutter daneben steht und nichts sagt, wenn man sieht, wie das eigene Kind eine auf den Mund bekommt. Um die Betreuungssituation nicht zu gefährden, weil man auf den Platz angewiesen ist? Aus Unglaube?
    Ich wäre wahrscheinlich explodiert. Mein Sohn kann ein echter Giftzwerg sein und einen in den Wahnsinn treiben, aber das rechtfertigt nicht, dass jemandem die Hand “ausrutscht”. Wozu lernt man seinen Beruf und wird entsprechend geschult? Damit man die erlernte Kompetenz ignoriert?
    Wir hatten mit unserer Tagesmutter einen Glücksgriff gemacht und ich wünsche jedem, dass er so eine gute Fee für seine Kinder findet. Man konnte offen mit ihr reden, die Kinder haben gespurt und sie abgöttisch geliebt. Sie hatte zwei Betreuungskinder, die von ihren Eltern nicht so fürsorglich behandelt wurden, umso mehr Zeit und Liebe investierte sie in die beiden. Dabei hatte sie selbst drei Kinder, die nach Feierabend ver- und umsorgt werden wollten.

    Liebe Grüße

    • Berggeschwister

      die zwei Mütter, die es hauptsächlich betroffen hat war sehr jung und gerade in der Ausbildung. Ich denke, sie hatten wirklich Angst, dass sie das hinschmeißen müssten. Aber es sind doch die Kinder… Ich kann es auch nicht nachvollziehen. Egal wie fordernd die Situation ist, wie du schon schreibst, “handausrutschen” ist niemals ok. Schön, dass ihr mit eurer Tagesmutter Glück hattet, das wünsche ich allen Familien und allen Kindern, immerhin ist das Teil ihrer Kindheit.
      Liebe Grüße Jenny

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert