Familienalltag,  Leben mit Kind

Zugfahren mit Kind

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Hier auch schon der letzte Teil meiner ersten Mini-Serie: Umzug mit Kind. Während unserer Umzugsplanung mussten wir oft und lange Zug fahren und ich möchte hier meine Erfahrungen weitergeben, da das bei uns immer relativ gut geklappt hat und relativ stressfrei abgelaufen ist. Aber lest selbst, viel Spaß!

Als Kind bin ich viel Zug gefahren. Kurze Strecken zu meinen Großeltern, oder auch lange Strecken in den Urlaub. Soweit ich mich erinnern kann, hat es mir  gefallen. Klar gab es bestimmt auch Momente, in denen ich es echt öde fand, oder auf das lange Sitzen keine Lust hatte, aber alles was ich in Erinnerung habe, wenn ich an das Zugfahren in meiner Kindheit denke, sind vorbeiziehende Felder, Gedichte, die ich darüber geschrieben habe und Bilder, die ich dazu gemalt habe.

Auch heute fahre ich noch gerne Zug. Deswegen hat es mich zum Beispiel auch nie  gestört, dass meine Universität nicht in meinem Wohnort, sondern „eine Stadt weiter“ lag und ich jedes Mal mit dem Zug 20 Minuten hin- und wieder zurückfahren musste.

Wenn es also um das Zugfahren geht, ist meine Grundhaltung positiv und das überträgt sich natürlich auch auf meine Tochter, meine ich zum mindestens. Ich muss zugeben, als wir mit Hanna die ersten Male Zug gefahren sind, wusste ich nicht genau, was ich davon halten sollte. Sie ist nicht gerade der Typ Kind, der gerne still sitzt. Aber ich muss sagen, dass es immer gut gelaufen ist. Und heute würde ich sogar behaupten, dass auch Hanna gerne Zug fährt. Wenn wir 9 Stunden Zug fahren, ist das für Hanna keine Qual, Langweilig oder Öde, sondern der Beginn eines tollen Ausflugs und wenn wir um Mitternacht wegen Gewittern auf dem Bahnhof feststecken, wie tatsächlich einmal in Leipzig, dann ist das für Hanna ein Abendteuer, bei dem sie mithelfen muss, damit wir es bestehen können. Regelmäßig fragt sie mich, wann wir mal wieder Zug fahren können.

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Unser großes Debut hatten wir letzten Sommer, als wir knapp 9 Stunden von Weimar nach Konstanz unterwegs waren, nur Hanna und ich. Vorher sind wir eher kleine Strecken von nur zwei Stunden gefahren. Die Panik, die ich schon Tage vor der Abreise entwickelt hatte, war völlig unbegründet. Weder war es stressig, noch ist mir das Kind vor den Zug gesprungen, wir haben kein Gepäck verloren/kaputt gemacht/ liegen lassen und es war richtig angenehm!

Von da an bin ich einige Male, vor allem in der Zeit der Umzugsplanung, der Stadtbesichtigungen und Wohnungsübernahme, mit Hanna Zug gefahren und es war immer „okay“ bis „angenehm“ (: Da das wahrscheinlich nicht nur an meiner positiven Einstellung gegenüber dem Zugfahren liegt,  möchte ich euch hier meine Erfahrungen mitteilen und ein wenig beschreiben, was ich vor und bei jeder Zugfahrt beachte.

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Die Streckenplanung…

Wenn ich die Strecke raussuche, die wir fahren müssen, schaue ich ganz genau, mit welchen Zügen wir fahren werden. Denn es macht schon einen Unterschied, ob man IC, ICE oder RE fährt. Einmal hatte ich sogar zwischen drin einen Bus, und ich muss sagen das war nicht gerade der Hit. Eigentlich unterscheidet es sich nicht so sehr vom Zug, aber Busse sind abhängig vom Straßenverkehr. Wir hatten am Ende 15 Minuten Verspätung und damit unseren Anschlusszug verpasst. Für Hanna war es natürlich aufregend und irgendwie abendteuermäßig nun möglichst schnell neue Züge zu suchen. Für mich war es nur anstrengend und stressig. Gut, die Deutsche Bahn ist nun nicht dafür bekannt, immer pünktlich zu kommen, also auch der Zug kann Verspätung haben, aber ich muss sagen, das mit dem Bus empfand ich persönlich als am anstrengendsten, da der ja auch auf der Straße hält (wo auch sonst), man also nicht mal eben auf das Nachbargleis rennt, sondern erstmals vom Parkplatz in den Bahnhof rein und dann zu den Gleisen! Wenn man dann noch, wie wir in dem Fall, auf sein Gepäck warten muss, weil alles in diese kleine Lucke geschmissen wird und dann erst mal wieder raus sortiert werden muss, ist das nicht sehr produktiv.

Also Busse auf Zugstrecken vermeide ich seit je her, alles andere mache ich von der Fahrstrecke und der Dauer abhängig denn die verschiedenen Züge haben verschiedene Vor-, aber natürlich auch Nachteile.

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Für kürzere Strecken nehme ich immer ICEs. Die sind komfortabel, klimatisiert, man kann notfalls Sitzplätze reservieren und es gibt immer ein kleines Spielpaket für Kinder. Wenn man nach einer Kinderfahrkarte fragt ist dort nämlich immer ein Gutschein dran, den man im Bistro eintauschen kann. Dort bekommt man, je nachdem was gerade vorrätig ist: Eine Zeitschrift für Kinder, Ein Malbuch mit Buntstiften und den „kleinen ICE“, eine Spielfigur (zum Sammeln). Einmal hatten wir sogar das Glück und haben ein ICE Memory bekommen. Das ist super praktisch, da es eine winzig kleine Schachtel ist, die immer irgendwo reinpasst. Naja und das die Kinderfahrkarte an sich super ist brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Hinten können die Kinder ihren Namen drauf schreiben oder halt irgendwas drauf malen und diese dann auch stempeln lassen. Ganz alleine. Was gibt es schöneres für Kinder, als selbst für etwas zuständig zu sein (:

Aber der ICE hat auch Nachteile. Er ist dafür gebaut möglichst schnell möglichst viele Menschen von A nach B zu bringen, er ist also sehr oft voll. Sehr voll. Da lass ich dann Hanna meistens am Platz und probiere etwas Ruhiges mit ihr zu machen, was manchmal nicht so in ihrem Sinne ist. Auf kürzeren Strecken ist es meist noch ok, aber bei drei Stunden Fahrt gehen mir dann auch irgendwann die Argumente aus, warum wir erst einmal auf unserem Platz bleiben sollten.

Den RE oder IC nehme ich mittlerweile auch gerne, vor allem auf längeren Strecken. Mir kommen sie immer etwas leerer vor, als die ICEs (kommt natürlich auf die Strecke an). Und da ist meist noch etwas mehr Platz zwischen den Sitzen, aber auch in den Gängen und an den Fenstern. Generell scheinen mehr Fenster in den REs und ICs zu sein, an denen man einfach mal stehen und rausgucken kann. Das ist mit Kindern natürlich super. Man kann auch mal aufstehen, umher spazieren, das Kind von Abteiltür zu Abteiltür laufen lassen, ohne das man gleich das Gefühl hat, dass 200 Menschen gestört werden, oder das Kind gleich über den nächsten Koffer fliegt.

Nachteil ist hier natürlich, dass man keine Plätze reservieren kann und es keine Klimaanlagen gibt (oder die recht häufig nicht arbeiten).

Wenn ich schon dabei bin die Reiserute raus zu suchen, schau ich natürlich auch nach den Umsteigezeiten. Hanna findet es zwar super, wenn ich ihr kurz vor dem Aussteigen sage, dass wir nur 5 Minuten zum Umsteigen haben und dafür einmal quer über den Bahnhof müssen, aber vor allem mit Gepäck ist das doch immer etwas anstrengend, im Sinne von kräftezerrend. Optimal empfinde ich immer 15 bis 20 Minuten. Lang genug, um in Ruhe um zu steigen, vielleicht nochmal eine Kleinigkeit zu kaufen, aber nicht zu lange, um Langeweile aufkommen zu lassen. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Der Kinderrucksack und Essen auf der Zugfahrt…

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Hanna hat auf Reisen immer ihren eigenen Rucksack. Eigentlich ist sie nicht so der Rucksack-Typ und trägt ihn auch nicht gerne, aber sie darf immer vor der Reise helfen ihn zu packen und da ist viel von dem drin, was sie während der Fahrt frei zur Verfügung hat. Ich finde, dass hat viele Vorteile. Das Kind ist mit an der Vorbereitung der Reise beteiligt und somit eingebunden in das ganze Geschehen. Dann kann sie schon selbstständig entscheiden, was sie gerne dabei haben möchte. Zum Beispiel welche (kleinen) Bücher, welche Puppe und welches Spielzeug. Dann kommt in ihren Rucksack auch immer Essen für sie. Natürlich habe ich auch immer nochmal Essen für alle mit, aber sie bekommt in ihren Rucksack immer einen Riegel, einen Quetschi (diese Quetschtüten mit Fruchtmus oder Joghurt) und etwas Obst. Das kann sie sich dann während der Fahrt selber nehmen und einteilen. Da kommt sie sich immer schon sehr erwachsen vor und muss mich nicht bei jedem kleinen Hunger fragen, ob sie was haben kann, sondern nimmt es sich einfach. Ihre eigene Trinkflasche bekommt sie auch in den Rucksack.

Zwei Dinge stecke ich ihr immer ein, oder lasse sie einstecken: Pixi Bücher und Stifte und Malblätter (kein Malbuch!). Die Pixi Bücher finde ich praktisch, da sie so klein sind, dass es nicht auffällt, ob man 3 oder 10 einsteckt. Die Geschichten sind ja trotzdem gut zum Vorlesen und haben eine gute Länge, so dass wir diese dann auch im Urlaub, oder was auch immer wir dann am Ende der Fahrt auf uns wartet, abends zum Vorlesen nehmen können und etwas Abwechslung haben, ohne 5 riesen Bücher mit zu schleppen. Und Blätter und Stifte nehme ich gerne mit, weil man damit einfach unglaublich viel machen kann und es relativ wenig Platz wegnimmt! Mit viel machen meine ich, das man neben einfachem Malen auch kleine Spielchen spielen kann, jeweils an das Alter des Kindes angepasst. Zum Beispiel einer malt der andere rät, was sein es sein soll. Ich errate meist nicht was Hanna malt, aber es ist unglaublich witzig, wie die kleinen Zwerge die Welt sehen und darstellen 😀 Wir kommen meist aus dem Lachen nicht mehr raus und das macht die Zugfahrt natürlich umso schöner. Oder einer malt, der andere malt nach. Oder vor Kurzem war Hanna total fasziniert von allen Formen, da haben wir probiert alles Mögliche mit möglichst einfachen Formen zu malen. Und ich muss sagen, ich war selbst erstaunt, wie viel man sehr einfach darstellen kann. Für einen Marienkäfer zum Beispiel braucht man nur Kreise und einfache Striche.Das können dann auch kleinere Kinder (nach-)zeichnen. Und für größere Kinder gibt es dann natürlich die alt bekannten Spiele wie Schiffe versenken, Käsekästchen usw. Also ein Blatt Papier und zwei Stifte bieten viele Möglichkeiten!

Falls mal gar nichts mehr geht, Langeweile aufkommt, oder das Kind einfach gerade nicht mehr will, habe ich auch immer einiges an Essen dabei. Nichts aufwendiges und nichts was matscht oder krümelt (da ist dann der Ärger hinterher größer als der Nutzen, wenn alles vollgeschmiert ist, inklusive Kind), sondern einfach Kleinigkeiten, gern in Form von Obst und Gemüse. Aber auch kleine Kekse (die mit einmal in den Mund können). Die Kinder sind beschäftigt mit etwas, was sie eh gerne machen: Essen.

Ich denke, abgesehen von der Vorbereitung ist es wichtig, wie man selbst der Reise gegenübersteht. Wenn wir in Stress geraten, dann merken uns das unsere Kinder schnell an. Also, auch wenn es manchmal leichter gesagt ist, als getan: die Ruhe bewahren, und ganz unvoreingenommen an alles herangehen, dann sind die Kleinen auch schon etwas ruhiger (:

Wenn ihr andere Erfahrungen gemacht habt, oder bei euch etwas auf der Zugfahrt immer dabei sein muss, schreibt mir gerne. Denn auch wenn es bis jetzt immer gut ging, freue ich mich über andere Erfahrungen und Tipps!

Bis dahin,

eure Jenny

 

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