Über Kinderbücher und Bücherlesen – ein Interview mit der Kinderbuchautorin Sarah Welk
Ich verbinde mit Büchern sehr sehr viel. Ich liebe ihren Anblick, ich liebe es in ihnen zu schnökern, ich liebe es neue Geschichten zu lesen. Auch wenn ich es mir nie anders vorstellen konnte, habe ich mich trotzdem gefreut, als sich bemerkbar gemacht hat, das meine beiden Mädels auch so gerne in Büchern blättern, wie ich damals und heute. Als ich nun Sarah Welk, der Autorin von Hannas viel durchblätterten Geschichten aus Ziemlich beste Schwestern, gegenüberstand konnte ich nicht anders, als sie um ein Interview zu bitten. Was sind Kinderbücher für sie? Und wie kommt man eigentlich zum Lesen? Die Antworten und mehr findet ihr im Gespräch, viel Spaß! *entschuldigt die Qualität des Bildes, bei dem Treffen war so viel los, und so wenig Zeit, dass ich zum Handy gegriffen habe. Wohl leider ein Fehler. Aber ein wahres Zeugnis des Augenblicks (:
Jenny: Hallo! Sie sagen, Sie wollten schon immer Kinderbücher schreiben. Wann war der Punkt, an dem sie es wirklich probiert haben?
Sarah Welk: Mein Mann und ich haben beide Teilzeit gearbeitet. Dann ist plötzlich sein neuer Antrag abgelehnt worden und er musste unerwartet in Vollzeit zurückkehren. Deshalb bin ich noch einmal in Elternzeit gegangen und da habe ich plötzlich gedacht: Jetzt habe ich ein Jahr lang Zeit, um das auszuprobieren, wovon ich schon so lange träume – nämlich Kinderbücher zu schreiben.
Jenny: Meine Tochter ist ganz vernarrt in Mimi und Flo. Aber allgemein scheinen Sie eine gute Idee nach der anderen zu haben. Sie haben im letzten Jahr acht Bücher geschrieben, in der nächsten Zeit erscheinen weitere fünf. Woher nehmen sie so viel Ideen und Inspiration?
Sarah Welk: Als ich endlich angefangen hatte, sind die ganzen Geschichten nur so aus mir herausgeblubbert. Insgesamt ist es eine Mischung: Da sind zunächst einmal meine eigenen Kindheitserinnerungen, ich weiß noch sehr genau, was ich als Kind für Ideen hatte und was ich toll fand. Dann sind das Dinge, die meinen eigenen Kindern oder Familien in meinem Umfeld passieren. Oft muss ich reale Situationen für meine Bücher nur ein bisschen weiterspinnen und übertreiben. Dann sitze ich am Schreibtisch, Tür ist zu, Telefon ist aus. Und plötzlich fügt sich in meinem Kopf alles zu einer Geschichte zusammen, ich habe selber totalen Spaß und es fühlt sich für mich überhaupt nicht nach Arbeit an.
Trotzdem nehme ich mir aber auch ganz bewusst Auszeiten. Ich schreibe nur vormittags, nie am Wochenende, nie im Urlaub. Und oft fallen mir gerade in den Pausen dann wieder ganz neue Sachen ein.
Jenny: Was sind denn Ihre aktuellsten Projekte?
Sarah Welk: Das nächste Buch, das jetzt erscheint, ist der neue Band von Mimi und Flo: „Ziemlich beste Schwestern – Total schief gewickelt“. Das Thema haben sich meine Kinder gewünscht: Sie wollten, dass Mimi und Flo noch ein Geschwisterchen kriegen.
Jenny: Was ist für Sie ein gutes Kinderbuch?
Sarah Welk: Ein gutes Kinderbuch ist für mich erstens ein Buch, das zum Lachen bringt. Im Idealfall die Kinder und die Eltern, wenn sie vorlesen. Wenn alle zusammen Spaß haben, ist das für mich das Größte.
Zweitens muss für mich ein gutes Kinderbuch die Kinder da abholen, wo sie im Moment stehen. Sie sollen sich „erkannt fühlen“. Kinderbücher können auch eine übergeordnete Botschaft haben, aber ich möchte kein Kinderbuch schreiben, das Kinder mit erhobenem Zeigefinger erzieht. Ich möchte ihnen nicht vermitteln: „So und so musst du dich benehmen.“ Sondern ich möchte einfach, dass sie Freude an dem Buch haben, im Idealfall begeistert sind und es nicht aus der Hand legen.
Jenny: Das leitet perfekt zu meiner letzten Frage über. Ich höre in meinem Umfeld oft: Die Kinder haben kein Interesse an Büchern oder damit kommen wir gar nicht an. Was haben Sie für ein Tipp, um doch dran zu bleiben am Lesen?
Sarah Welk: Ich glaube, man sollte von Kindern nicht erwarten, dass sie sofort alleine „wertvolle Bücher mit Anspruch“ lesen. Hauptsache, sie lesen überhaupt. Wenn Kinder beginnen, Fußball oder Klavier zu spielen, erwartet kein Mensch, dass sie es sofort perfekt können. Und so ist es mit dem Lesen auch, glaube ich. Kinder müssen das üben und immer weiter herangeführt werden. Ich selber habe als Kind anfangs ausschließlich Mickey Maus-Hefte gelesen. Wenn dann aber die grundsätzliche Begeisterung fürs Lesen einmal geweckt ist, hat man es geschafft, glaube ich. Dann entwickeln sie sich langsam weiter.
Bei kleineren Kindern finde ich es gut, ihnen regelmäßig vorzulesen – als Ritual, bevor sie ins Bett gehen. Das ist so ein Moment, in dem man gemütlich zusammensitzt und Kinder völlig selbstständig eine Faszination für Bücher entwickeln. Wenn der Kontakt zu Büchern selbstverständlich ist, wird ihr Interesse geweckt – und im Idealfall fangen sie dann auch selber an zu lesen, sobald sie es können.
Jenny: Vielen Dank für das schöne Interview.