Der Blumenkranz – meine Geburtstagstradition
Jedes Jahr zu meinem Geburtstag mache ich mir einen Blumenkranz und mache Fotos. Weniger, weil ich der Selbstdarstellerische Typ bin (sogar eher das Gegenteil), sondern weil das für mich viel mehr ist. Eine kleine Tradition nur für mich, die mir guttut. Hinter diesem Blumenkranz steht also viel mehr!
Ich mag sie ja, diese Blumenkranzbilder. Dieses Jahr gab es dieses Bild mit diesem Text dazu (wie jedes Jahr auf Instagram):
„Nun bin ich tatsächlich Mitte 30
Die Zahl bedeutet mir nichts, ich habe schon längst aufgehört mein Leben an Zahlen festzumachen. Aber in meinen Vorstellungen ist da doch dieser kleine Gedanke, dass ich viele Ziele hatte, von denen ich dachte „Bis Mitte 30 hast du das geschafft!“. Und nun bin ich Mitte 30 und habe es nicht geschafft, zum mindestens viel von dem, was ich mir erhofft hatte. Wir wohnen immer noch in einer Wohnung, die viel zu klein für uns ist, kein Haus in Sicht. Ich arbeite immer noch nicht völlig selbstbestimmt und in dem Beruf, den ich mir wünsche, ich bin noch auf dem Weg dorthin. Und immer noch bin ich finanziell sehr abhängig.
Aber das sind drei Punkte, die weitaus mehr Dingen gegenüberstehen, die mir in meinem Leben, auch in den letzten Jahren, geglückt sind. Allen voran meine Kinder. Ich würde einfach nichts anders machen, denn ich weiß Veränderung braucht seine Zeit und mir geht es gut. Uns geht es gut. Und was könnte ich mir mehr wünschen? Denn es kommt nicht auf die Wohnung an, in der wir wohnen. Und wir haben mehr Geld, als ich es jemals in meiner Vergangenheit hätte erwünschen können. Dass das trotzdem heutzutage oft nicht reicht, steht auf einem anderen Blatt.
Und das Wichtigste: Ich weiß, egal was ich bis Mitte 30 nicht erreicht habe, was kommen soll wird kommen! Denn ich arbeite hart daran und an mir und glaube daran, dass das Leben es gut mit mir meint. Denn es geht nicht darum, wo ich stehe, sondern was ich auf dem Weg dorthin bewältigt habe. Und das ist in meinem Fall wirklich einiges.
Und so werde ich heute 35 und bin stolz auf meine beiden Töchter, die so großartig und einzigartig sind. Bin stolz auf mich und meinen Masterabschluss, den mir niemand zugetraut hat. Bin stolz darauf sagen zu können bisher hat mich nichts untergekriegt.
Und jetzt nasche gleich Torte und Schokolade und Gummitiere und feiere ein neues Lebensjahr!“
Ich finde auch die Bilder von den letzten Jahren super. Ich mache sehr selten etwas, das so sehr gestellt ist. Ich kann natürlich nicht leugnen, dass viele meiner Bilder etwas Vorbereitung brauchen. Ich oft, vor allem bei Kooperationen natürlich überlege, was ich vor Ort brauchen werde. Aber ich probiere tatsächlich die Momente zu fotografieren, die so auch wirklich bei uns vorkommen. Denn ich möchte euch ein Einblick in unser Leben geben, nicht ein Leben inszenieren (und das sage ich wertfrei, das ist legitim auch zu inszenieren, wenn das transparent gehalten wird! Das ist einfach eine andere Art von künstlerischem Ausdruck). Diese Geburtstagsbilder fallen da also komplett aus der Reihe. Warum mache ich das also, auch noch so gerne?
Zum einen, weil ich wie gesagt gar nichts gegen Inszenierungen habe. Ist nur nicht mein bevorzugtest Ausdrucksmittel. Was mir daran gefällt ist die Tradition, die ich damit eingeführt habe.
Bilder mit dem Blumenkranz
Mein erstes Blumenkranzbild habe ich zu Hause gemacht. Aber auch da habe ich mir die Zeit für die Vorbereitung genommen. Habe stundenlang diesen Kranz gebunden (die ersten Male ist das wirklich etwas komplizierter, mittlerweile geht das so leicht und schnell). Habe mir Zeit für das Foto genommen. Schon im nächsten Jahr bin ich dann rausgefahren, um die Bilder zu machen. Und da fing sie so richtig an, diese Tradition. Der gesamte Prozess: das Blumenaussuchen, das Kranzbinden, das Fotografieren mache ich nur für mich und allein. Es gibt wenig, was ich allein mache, einfach, weil es schwer möglich ist. Umso mehr genieße ich die Momente, in denen ich dann allein sein kann. Und wirklich etwas für mich mache, selbst, wenn es eigentlich gar nicht nötig ist. Denn ganz ehrlich, es sind nur Bilder. Aber who cares? Ich möchte das machen, also mache ich das.
Und wisst ihr was mir das wieder jedes Jahr zeigt? Es gibt immer einen Weg. Manchmal muss man ein wenig planen (die Fotos kann ich halt nur machen, wenn die Kinder betreut sind), aber es lohnt sich. Und auch wenn ich oft genug gesagt habe, dass die mütterliche Überforderung nicht damit abgetan werden kann, dass man sich halt öfter mal 5 Minuten nimmt (vielleicht erinnert ihr auch an meinen Beitrag in den Freitagsgedanken, wo ich mich etwas aufgeregt habe, als ich wieder gelesen habe, dass Mütter nur lernen müssten besser für sich zu sorgen, dann wäre das alles nicht mehr so schwer), manchmal muss ich einfach nur lernen auch einzufordern. Und das dann auch ohne schlechtes Gewissen zu nutzen.
Es geht also nicht um den Blumenkranz und auch nicht um das Bild, dass dann dabei herauskommt, sondern um die Zeit, die ich mit mir verbringe. Um die Freiheit, die ich mir nehme.
Liebe Grüße,
eure Jenny