ungebetene Meinung anderer
Wer mir auf Instagram folgt kennt die Situation schon, die ich jetzt auch hier aufgreifen möchte. Dann ich denke, da steck ziemlich viel drin. Also wie gemacht für einen neuen Freitagsgedanken!
Am Dienstag war Rebekka morgens müde und traurig, so richtig kam sie nicht hoch und schon gar nicht allein. Ich arbeite, also ist die Wahl, wie wir das angehen, leider nicht mehr bei mir. Aber das ist ein anderes Thema. Sie musste sich anziehen und ich habe sie zum Kindergarten gebracht, mit ihrem Bär.
Im Kindergarten lief mir auch prompt eine der Erzieherinnen aus ihrem Raum (offenes Konzept, etwas schwierig im Bezug auf feste Bezugsbetreuer) entgegen. Da habe ich dann gleich angegeben, dass Rebekka heute ihren Bär dabei hat und warum, das ist nämlich eigentlich nicht erlaubt.
Die Reaktion der Betreuerin fiel in etwa (natürlich mehr Worte, mehr Sätze aber diese Kernpunkte mit genau diesen Worten) so aus: Das war jetzt morgens, könnte es daran liegen? (Ich: es hat es nicht besser gemacht, dass ich den Druck habe pünktlich auf Arbeit sein zu müssen). Natürlich, sie sagen es ja selbst: Druck. Vielleicht probieren sie einfach früher aufzustehen? Ihre Situation ist ja auch nicht einfach, es ist kein Wunder, dass die Kinder so reagieren, wenn Sie so überfordert sind.
Einmal Kinnlade wieder hochschieben und zum Konter ansetzen: Hä? Nein. Natürlich auch mit mehr und gewählteren Worten.
Und dann ging es noch weiter, was hier aber nicht mehr relevant ist. Ich wollte schon wissen, wie Rebekka im Kindergarten erlebt wird, es ist „draußen“ natürlich etwas anderes als bei Mama. Aber ganz ehrlich, mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.
- Rat, um den ich nicht gefragt hatte
- Eine Meinung, die sie sich gar nicht bilden kann, weil sie mich gar nicht kennt (oder ich wäre wirklich erschrocken, wenn sie wüsste, wann mein Wecker klingelt. Vielleicht liest sie meinen Blog, wie das wmdedgt gestern?)
- Eine Einschätzung meiner Person, aufgrund ihrer Annahmen
Ich habe das direkt im Anschluss auf Instagram geteilt und war sehr dankbar über die Reaktionen. Die gingen nämlich größtenteils in zwei Lager: Wut und Hilflosigkeit. Ganz á la „das geht gar nicht!“ und „ich hätte sofort angefangen zu weinen“.
Und das ist auch der Grund, warum ich das hier nochmals aufgreife. Menschen, die einfach mal ihre Meinung in den Raum schmeißen gibt es immer. Aber das war eine Frau, die an vielen Stunden mein Kind betreut. Wenn sie von „mein Kind braucht heute etwas mehr Begleitung“ zu „Sie sind als Mutter gerade völlig überfordert“ in ein paar Sekunden kommt, glaube ich nicht, dass sie die richtige Person ist, um emotional gut für mein Kind zu sorgen.
Und auch wichtig: Ich weiß, wo ich stehe und ich weiß, dass sich ihre Meinung auf ihren Ängsten, nicht meiner Situation begründet. Viele wissen das nicht. Wenn manche andere so eine Meinung ungefragt vorgesetzt bekommen kann das verletzen, verunsichern oder gar schlimmeres. Das geht nicht, das pädagogischer Fachpersonal (und das ist kein Einzelfall, ich arbeite ja selbst im sozialen Bereich, derzeit auch in einem Kindergarten als Sprachfachkraft, das kommt häufiger vor!) so etwas auf diese Art äußert.
Ich bin wirklich stark dafür den Blick wieder etwas zu öffnen und den Menschen zuzuhören, nachzufragen, bevor wir ihnen irgendeinen Stempel aufdrücken, bei dem wir meinen, der müsste passen, weil wir das so empfinden.
Ich habe übrigens nachmittags im Kindergarten nochmal Feedback gegeben, dass ich das sehr unpassend fand. Ich denke es ist wichtig, dass so etwas auch rückgemeldet wird, dass das nicht geht. Fachpersonal darf auch trotz des Fachwissens, was sie in Bezug auf Entwicklung und Probleme hat nicht einfach urteilen und die Meinung überall ungefragt rauslassen.
Wenn euch so etwas auch schon passiert ist, fühlt euch frei mir zu schreiben!
Liebe Grüße,
eure Jenny