Leben mit Baby,  Leben mit Kind

Mein Kind kommt in den Kindergarten – die Eingewöhnung

Heute war es soweit: Rebekkas offizielle Eingewöhnung im Kindergarten hat begonnen. Im vorletzten Wochenende in Bildern hatte ich euch ja schon geschrieben, dass ich schon etwas wehmütig bin. Und das ich probiere die Zeit mit ihr zu nutzen. Sie ist ja dann nicht wirklich weg, aber etwas anderes ist es schon irgendwie. Und wie das mit der Eingewöhnung klappt, möchte ich euch dann ab heute berichten.

Die Eingewöhnung im Kindergarten: ein Übergang

Ich denke, es ist sehr wichtig sich klar zu machen, dass der Kindergartenbesuch eine neue Etappe darstellt, ein neuer Meilenstein im Leben des Kindes, aber auch der Eltern. So viel wird sich ändern. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt und die Kinder sind noch viel zu klein, um diesen Übergang von alt zu neu alleine zu bewältigen. Sie benötigen unsere Hilfe, um sich in der neuen Situation schnell bestmöglich zurechtzufinden. Die Eingewöhnung stellt einen Übergang in diese neue Phase da, eine Hilfestellung, um sich an neue Situationen, Abläufe und Menschen zu gewöhnen. Um den Start in dieser neuen Lebensphase gut zu meistern, ist es wichtig diese Eingewöhnung ernst zu nehmen.

Eingewöhnung als liebevolle Begleitung

EinGEWÖHNUNG. Das Kind soll sich an das Neue gewöhnen und wir sollten es so gut wie möglich dabei unterstützen. Egal wie sachte wir starten, egal wie wenig Zeit wir beim ersten Eingewöhnungstag im Kindergarten oder bei der Tagesmutter verbringen, es ist ein Sturm an neuen Sachen, Menschen, Abläufen, der da auf das Kind einprasselt. Es geht bei der Eingewöhnung in den Kindergarten oder bei der Tagesmutter vor allem um das Kind. Natürlich ist auch für uns die Situation neu, aber es ist vor allem ein Lebensabschnitt, den das Kind meistern muss, deswegen sollten wir ihm so viel Raum und Zeit geben, wie uns nur möglich ist. Wie oft habe ich schon Mütter erlebt, die am ersten Tag zur Eingewöhnung kamen und allen ernstes gefragt haben, wann sie ihr Kind wieder holen sollen. Natürlich kann es vorkommen, dass es wegen einer Wiedereinstellung zeitlich knapp werden kann. Sein Kind dann vier Wochen irgendwo einzugewöhnen ist dann natürlich schwierig. Trotzdem sollte man sich wenigstens etwas Zeit nehmen, denn die Kinder spüren schnell, wenn man selber unter Zeitdruck steht und deswegen gestresst, oder nervös ist, weil es ja auf jeden Fall klappen muss. Und wenn sich Mama oder Papa nicht wohl fühlt, warum sollten sie es dann?

Die eigene Einstellung ist also wichtig bei der Eingewöhnung, aber genauso Geduld und Einfühlsamkeit gegenüber seinem Kind. Egal wie alt das Kind bei der Eingewöhnung ist, in solch einer neuen Situation, in der so viel von ihm abverlangt wird, kann es gut sein, dass es wieder in frühkindliche Verhaltensmuster zurückfällt (“klammert”, mehr Rückhalt bei Mama oder Papa sucht, vielleicht schreckhafter oder weinerlicher wird etc.). Oder, dass es schlichtweg von der Situation überfordert ist. Oft habe ich gehört, dass die Kinder schon “klarkommen”, sie sollen nicht “anfangen zu heulen”. Und Weinen ist ja eh nur Theater. Das ist eine Einstellung, die ich absolut nicht teilen kann. Wenn das Kind traurig, aufgelöst, wütend, oder überfordert ist, wie soll es das denn ausdrücken, wenn nicht mit Tränen? Aber die “Angst vor Theater” ist nochmal ein Thema für sich.

Unsere Eingewöhnung im Kindergarten

Warum offizielle Eingewöhnung?

Die offizielle Eingewöhnung im Kindergarten oder bei der Tagesmutter stellt ein fixes Datum dar, an dem der neue Lebensabschnitt beginnt. Ab Tag Eins werden dem Kind Stück für Stück die neue Umgebung, die neuen Mitmenschen und die Abläufe näher gebracht. Dass das mitunter sehr viel werden kann, habe ich ja eben schon angedeutet. Wenn es also möglich ist, kann man der Eingewöhnung in soweit schon mal vorgreifen, als das man dem Kind so viel wie möglich nahe bringt, ohne wirklich im Kindergarten zu sein. Am besten funktioniert das zum Beispiel mit dem Garten und dem Gebäude an sich. Ob es nur der Spaziergang am Zaun entlang ist, wobei die spielenden Kinder beobachtet werden, oder ob man die Räumlichkeiten direkt schon bei offiziellen Spielnachmittagen zeigt, ist dabei zweitrangig. Das Kind kann so schon erste Erfahrungen auf dem neuen Gebiet sammeln, kann sich mit der Umgebung vertraut machen, sodass bei der offiziellen Eingewöhnung weniger neu ist.

Für uns war es nun einfach, da Rebekka in den selben Kindergarten kommt, wie Hanna. Jeden Tag bringen wir Hanna gemeinsam hin und holen sie wieder ab. Daher kennt sie die Räume, sie kennt den Garten, sie kennt die Kinder und Betreuer. Seit dem Sommer habe ich mir nachmittags viel Zeit genommen, damit Rebekka den Garten und das Haus auch schon aktiv erkunden kann. So ist sie nicht nur mit den meisten Kindern, sondern auch mit den Betreuen in Kontakt getreten. Vor allem bei ihrer (zukünftigen) Betreuerin haben wir jeden Tag, wenn möglich, vorbei geschaut, auch wenn es nur auf ein Hallo war. Rebekka hat auf jeden Fall bemerkt, dass dies eine Person ist, die wir kennen und die anscheinend eine Rolle in unserem Leben spielt.

So wollte ich sie schon auf den Kindergarten vorbereiten, in ihrem Tempo. Ich meine, wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr von heute auf morgen an einen neuen Arbeitsplatz versetzt würdet, an dem ihr weder die Kollegen, noch Chef(s) und Aufgaben kennen würdet? Ich denke: etwas überfordert, mindestens aber gestresst. Und so geht es natürlich auch den Kleinen. So ein Tag im Kindergarten ist unglaublich anstrengend für die Kinder, wenn wir sie da einfach reinschmeißen und sie nichts und niemanden kennen ist es nicht verwunderlich, dass manche Kinder lieber wieder nach Hause wollen.

Wichtig war für mich auch, schon vorher zu klären, wie ich mir die Eingewöhnung vorstelle, was ich mir wünsche und was ich auf gar keinen Fall möchte. Denn nur so konnte ich wirklich entspannt die Eingewöhnung beginnen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob sich meine Wünsche mit den Zielen der Betreuer decken. Eins der Dinge, die ich dabei angesprochen habe und nun auch hier nochmal nennen möchte, ist das Thema “Schreien lassen”. Ich bin auf jeden Fall für eine liebevolle und bedürfnisorientierte Begleitung bei der Eingewöhnung. Schreien lassen und einfach Weggehen ist ein absolutes NO GO, sowohl bei der Eingewöhnung, als auch in jeder anderen Situation!  Warum? Weil ich der festen Überzeugung bin, dass es niemals zu etwas Positivem führen kann, wenn ein Kind sich selbst und seiner Trauer oder Wut überlassen wird. Es ist eine schwierige Situation für die Kleinen und wenn wir weggehen gewöhnen sie sich vielleicht trotzdem an den Kindergarten, aber es wird die eigene Beziehung zu unseren Kindern leiden. Denn Kinder hören irgendwann auf zu Schreien, aber nicht, weil sie merken, das ihr “Theater” nichts bringt, sondern weil sie merken, dass niemand kommt und sie durch die Situation begleitet. Susanne Mierau hatte mal einen ganz tollen Beitrag geschrieben, in dem sie zeigt, was eigentlich in Babys Körper passiert, wenn es einfach schreien gelassen wird, und das es so etwas, wie “kontrolliert schreien lassen” eigentlich gar nicht gibt.

Nun ist es soweit, heute werdet ihr auch gleich erfahren, wie unser erster Tag gelaufen ist. Eine Liste aller Eingewöhnungstage wird es dann auch unter diesem Beitrag geben.

Nun viel Spaß bei der Begleitung unserer Eingewöhnung,

eure Jenny

 

Die Eingewöhnung:

2 Kommentare

  • Yvonne

    Du sprichst mir aus der Seele. Die Eingewöhnung ist das A und O. Das sage ich als Mama und als Sozialpädagogin. Eine gute Eingewöhnung ist unerlässlich. Aufklärung von den Erzieherinnen ist dabei so wichtig, damit die Eltern die Bedeutung der Eingewöhnung verstehen können. Ich finde es schade, dass es in Kindergärten immer häufiger vorkommt, dass es gar keine Eingewöhnung mehr gibt. In der Krippe schon, aber sobald die Kinder drei Jahre alt werden, herrscht die Meinung, dass es nicht mehr nötig ist. Das ist sehr traurig. Als Eltern sollte man eine Eingewöhnung immer erkämpfen.

    • Berggeschwister

      Ja das stimmt, das kommt leider viel zu häufig auf beiden Seiten vor! Die Eltern haben keine Lust lange Zeit einzugewöhnen und die Kitas wollen nciht wochenlang Eltern mit im Zimmer sitzen haben. Dabei ist es für alle angenehmer und einfacher, wenn das Kind sicher im Kindergarten ankommt. Und das, egal wie alt es ist!
      Liebe Grüße, Jenny

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